Von der Weststeiermark nach Europa

27 Im Angesicht dieser Situation begann Zang aktiv zu werden. Er kaufte im Jahr 1875 große Mengen an Schuldverschreibungen der GKB. Außerdem lieh er der Gesell - schaft eine Million Gulden. Damit hatte Zang die GKB finanziell in der Hand. Bereits 1876 forderte er die vollständige Rückzahlung des geliehenen Geldes. Alle Versuche der GKB, einen Aufschub zu erreichen, lehnte er vehement ab. Nun rächte sich die Weigerung des weststeirischen Unternehmens, Zang bei den Frachtkonditionen entgegenzukommen. Bis 1877 hatten sich die finanziellen Probleme in einem Aus - maß vergrößert, das die GKB dazu bewog, sich am 26. Juni dieses Jahres freiwil - lig unter Zwangsverwaltung stellen zu lassen. Dieser Schritt markierte die bisher größte Krise in der Geschichte des Unternehmens. Die Südbahn übernimmt den Bahnbetrieb Bedingt durch die beschriebenen Schwierigkeiten versuchte die GKB, den Bahn - betrieb auszulagern. Dies gelang ihr durch eine Übereinkunft mit der Südbahn. Am 22. November 1877 wurde ein Vertrag unterzeichnet, der die Betriebsüberlassung für einen Zeitraum von 50 Jahren regelte. Aufgrund dieser Übereinkunft endete die Zwangsverwaltung der GKB im Dezember 1877. Am 1. September 1878 trat die Ver - einbarung in Kraft. Der Südbahn wurde die vollständige Abwicklung des Betriebs - dienstes, einschließlich der Erhaltung und Erneuerung der Bahn, des Fuhrparks und des Inventars, überlassen. An dieser Situation änderte sich in der Folge bis zum Jahr 1924 nichts. Für die GKB war das Arrangement durchaus von Vorteil. Es ging näm - lich mit einer alles in allem doch beachtlichen Kostenersparnis einher. Für Zang war die Betriebsübernahme durch die Südbahn ebenfalls ein Erfolg. Sie gewährte ihm deutlich bessere Frachtkonditionen als die GKB. Für die Südbahn war die Übernahme jedoch auch ein gutes Geschäft. Für die Betriebsführung erhielt sie bei einer Bruttoeinnahme bis 1.050.000 Gulden 40 Pro - zent dieses Betrags. Von den Umsätzen unabhängig garantierte der Übernahme - vertrag der Südbahn 320.000 Gulden pro Jahr. Sollten die Bruttoeinnahmen zwi - schen 1.050.000 und 1.150.000 Gulden betragen, erhöhte sich der Anteil auf 45 Prozent. Für alle Erträge darüber stieg er auf 50 Prozent an. Außerdem konnte die Südbahn dann für Erweiterungsbauten und die Neuanschaffung von Zügen 10 Pro - zent des Überschusses in Abzug bringen. Obwohl es in den nächsten Jahren und Jahrzehnten immer wieder zu Streitigkeiten zwischen der GKB und der Betreiber - gesellschaft kam, hielt diese für beide Unternehmen grundsätzlich vorteilhafte Vereinbarung. Alles in allem übernahm die Südbahn beinahe alle Lokomotiven sowie 968 Wagen von der GKB. Vergleicht man den übernommenen Fuhrpark mit jenem des Jah - res 1874, zeigt sich deutlich, dass es im dazwischenliegenden Zeitraum zu keiner Erweiterung kam. Dies hatte natürlich finanzielle Gründe. Trotz der Betriebsüber -

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