Von der Weststeiermark nach Europa

26 tionsblase. An einem einzigen Tag mussten alleine in Österreich 120 börsennotierte Unternehmen Insolvenz anmelden. Dieses Ereignis hatte weltweite Auswirkungen und sorgte dafür, dass eine Periode der wirtschaftlichen Stagnation einsetzte, die erst zu Beginn der 1890er-Jahre überwunden werden konnte. Als Aktiengesell - schaft war die GKB von den Entwicklungen natürlich sehr stark betroffen. Im selben Zeitraum begann August Zang, ein Wiener Geschäftsmann, Bankier und Zeitungsverleger, der unter anderem auch „Die Presse“ gegründet hatte, damit, im Raum Voitsberg Grundstücke und Kohlenabbaurechte zu erwerben. Zu diesem Zweck schuf er 1871 die Tregister Kohlenbergbau-Gesellschaft. In der Folge begann Zang damit, der GKB Konkurrenz zu machen. Die nach ihm benannte Grube Zang - tal auf dem Gebiet der heutigen Stadt Voitsberg stieg schnell zu einem der bedeu - tendsten Bergbaubetriebe im gesamten Revier auf. Dort war die GKB zu Beginn der 1870er-Jahre bereits für 50 Prozent des Kohlenabbaus verantwortlich. Ihr größter Vorteil gegenüber den Mitbewerbern bestand im Besitz einer eigenen Eisenbahn - linie. Mit der GKB hatte Zang unmittelbar nach der Etablierung seiner Kohlenbergbau- Gesellschaft erste Streitigkeiten. Dabei ging es vor allem um Frachtgebühren. Wie alle anderen Bergbauunternehmer imweststeirischen Revier musste er sichmit den von der GKB vorgegebenen Bedingungen arrangieren. Zang bemühte sich zunächst auf dem Verhandlungsweg um bessere Konditionen. Nachdem die GKB auf ihrem Standpunkt beharrte, versuchte der mächtige Wiener Unternehmer, sie finanziell unter Druck zu setzen. Die ständigen Konflikte lähmten in der Folge die weitere Entwicklung der GKB. Vor allem im Bergbaubereich war eine weitestgehende Stag - nation zu verzeichnen. Es stellte sich außerdem heraus, dass sich das Unternehmen beim Bau der Eisenbahnlinie von Lieboch nach Wies finanziell übernommen hatte. All diese Faktoren führten zu einer für die GKB existenzbedrohenden Krise. Besonders belastend für das Unternehmen waren die Kosten des Eisenbahnbe - triebs. Bedingt durch die anhaltende Wirtschaftskrise und die damit verbundene Stagnation des Güter- und Personenverkehrs konnten diese kaum noch gedeckt werden. Die Eisenbahnsparte wurde dadurch zu einem Problem für das Gesamt - unternehmen. In rechtlicher Hinsicht war der GKB von staatlicher Seite insgesamt für 80 Jahre die Konzession zum Betrieb der Bahnlinie von Köflach nach Graz über - tragen worden. Als im Jahr 1871 die Planung der Eisenbahnlinie von Lieboch nach Wies begann, kam es zu einer Verlängerung. Nunmehr wurde eine neue Konzession erteilt, die einen Zeitraum von 85 Jahren umfasste. Zu diesem Zeitpunkt schien die GKB noch auf einem guten Kurs zu sein. Mit der Wirtschaftskrise änderte sich dies jedoch. Es stellte sich schnell heraus, dass sich die GKB mit den Baukosten für die neue Eisenbahnlinie übernommen hatte. Diesewarenmit 5,7Millionen Gulden deut - lich höher als jene der Strecke von Graz nach Köflach. Zu allem Überfluss wurde die Weststeiermark 1874 noch von einer Hochwasserkatastrophe heimgesucht, welche dem Unternehmen weiteren finanziellen Schaden zufügte.

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