Von der Weststeiermark nach Europa

25 für die GKB im Hinblick auf die Erweiterung ihres Einflussbereichs ausgesprochen erfolgreich. Mit dem Bau der Verbindung zwischen Graz und Köflach nahm die GKB eine Vorreiterrolle ein. Diese Strecke gehörte zu den ersten Nebenbahnen im öster - reichischen Kaiserreich. Als die Linie Wies-Graz fertiggestellt wurde, sah die Bahn - landschaft bereits anders aus. Auf dem gesamten Staatsgebiet kam es zumBau von neuen Strecken. Von besonderer Bedeutung für den weststeirischen Markt war die Fertigstellung der ungarischen Westbahnlinie zwischen Graz und Györ. Diese neue Verbindung ermöglichte es der GKB, ihre Kohle direkt über Graz nach West - ungarn und Budapest zu befördern, was zu einem weiteren Aufschwung führte. Aufgrund aller erwähnten Faktoren war das Jahr 1873 ein überaus erfolgreiches. Erstmals konnte die GKB Einnahmen in Höhe von über einer Million Gulden erwirt - schaften. Außerdem stieg das Verkehrsaufkommen im Eisenbahnbereich enorm. Im Jahr 1875 wurden mit 350.000 transportierten Personen und 591.389 Tonnen beförderten Gütern Rekorde erzielt. Die rasche Expansion nach Deutschlandsberg stellte die GKB vor ihre bislang größte Herausforderung. Neben dem überaus teuren Bau der Bahnlinie selbst, musste auch der Fuhrpark massiv erweitert werden. Daher bestellte die GKB 1872 bei der Lokomotivfabrik der Staatseisenbahngesellschaft in Wien dreizehn wiederum eigens für sie konstruierte Lokomotiven. Diese Dreikuppler zeichneten sich durch verschiedene besondere technische Merkmale, allen voran ein ungewöhnlich hoch liegender Kessel, aus. In technischer Hinsicht befanden sich alle in Dienst gestellten Exemplare auf dem neuesten Stand. Die Lokomotive „Stainz“ wurde 1873 sogar auf der Wiener Weltausstellung präsentiert, um das hohe Niveau des österreichischen Lokomotivbaus zu dokumentieren. Ein trauriges Ende fand hingegen die Loko- motive „Pölfing“. Am 2. Februar 1902 explodierte im Bahnhof Deutschlandsberg ihr Kessel, flog über das Frachtenmagazin und die Allee der Bahnhofstraße. Nach mehreren Aufschlägen blieb er schließlich in einem Garten liegen. Dieses Unglück forderte insgesamt vier Menschenleben. Nach der von 1872 bis 1873 erfolgten Auslieferung der genannten Exemplare sowie weiteren kleineren Anschaffungen bestand der Fuhrpark der GKB Ende des Jahres 1874 aus 25 Lokomotiven, 57 Perso - nenwagen, 13 Gepäckwagen und 912 Güterwagen. Die große Krise Zu ersten Problemen kam es jedoch bereits unmittelbar nach der Eröffnung der Bahnlinie von Lieboch nach Wies. Diese waren sowohl durch die wirtschaftliche Großwetterlage als auch durch das Auftreten eines mächtigen Konkurrenten bedingt. Nach einer Phase anhaltenden Wirtschaftswachstums kam es am 9. Mai 1873 in Wien zum bis dahin schwersten Börsencrash in der Geschichte. Verursacht wurde dieser wie alle darauffolgenden durch das Platzen einer massiven Spekula -

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