Von der Weststeiermark nach Europa

23 Schienennetzes. So wurde 1871 im Auftrag der „I. Voitsberger Kohlenwerke AG“ eine Flügelbahn errichtet, welche jene Gruben, die sich nördlich und westlich des Josefschachts befanden, mit dem Voitsberger Bahnhof verband. Nicht nur der Frachtverkehr, sondern auch der Passagierverkehr stieg in den ers- ten 10 Jahren nach der Eröffnung der Bahnlinie von Köflach nach Graz ständig an. Wurden 1860 noch 57.848 Personen pro Jahr befördert, so steigerte sich dieser Wert bis zum Jahr 1870 auf 143.742. Dies entspricht einem Zuwachs von mehr als 150 Prozent. Noch größer war die Steigerung der Transportleistung im Güterver - kehr im selben Zeitraum. Das Frachtaufkommen stieg von 43.360 Tonnen im Jahr 1860 auf 303.238 Tonnen im Jahr 1870 an. Dies bedeutete beinahe eine Versiebenfa - chung der Transportleistung. Um das gesteigerte Verkehrsaufkommen bewältigen zu können, musste der Fuhrpark massiv erweitert werden. Anders als noch in den ersten Jahren ihres Bestehens, verzichtete die GKB auf das Anmieten von Trans - portmitteln und ging stattdessen dazu über, diese zu kaufen. Im Jahre 1862 beschaffte die GKB erstmals eigens für sie konstruierte Lokomoti - ven. Diese Dreikuppler wurden von der Maschinenfabrik der Staatseisenbahnge - sellschaft in Wien hergestellt. Sie erhielten die Namen „Köflach“ und „Voitsberg“. Zum Ankauf zweier typengleicher Exemplare kam es in den Jahren 1868 und 1871. Sie trugen die Namen „Ligist“ und „Straßgang“. 1864 kaufte die GKB von der Süd - bahn insgesamt fünf Lokomotiven. Vier davon waren vom Typ „Kleine Gloggnit - zer“. Zu ihnen zählte auch die „Steinbrück“, welche die GKB in „Söding“ umbe - nannte. Damit trug eine weitere Lokomotive den Namen eines Ortes, in dem sich eine Haltestelle befand. Dabei handelte es sich um ein 1848 von der Maschinenfab - rik der Wien-Gloggnitzer Eisenbahn hergestelltes Exemplar. Heute ist die „Söding“ als älteste noch erhalten gebliebene, in Österreich hergestellte Lokomotive im Technischen Museum Wien zu sehen. Um das langsam, aber sicher größer wer - dende Frachtverkehrsaufkommen bewältigen zu können, wurden ebenfalls 1864 sechs gedeckte Güterwagen, 55 Kohlenwagen und ein Schneepflug beschafft. Als Lieferant fungierte wieder die Südbahn. 1870 baute die Firma Sigl aus Wien speziell für die GKB zwei kleine B-n2-Tenderlokomotiven, welche „Lankowitz“ und „Rosen - thal“ genannt wurden. Deren Einsatz erfolgte im Verschub- und Stollendienst. Besonders großzügig wurde in den Jahren 1868 bis 1871 eingekauft. In diesem Zeit - raum stellte die GKB insgesamt 221 Güterwagen neu in Dienst. Alleine im Jahr 1871 kam es außerdem zum Ankauf von 13 neuen Personenwagen. Diese Anschaffungen standen in direktem Zusammenhang mit einer unmittelbar bevorstehenden Expan- sion. Trotz dieser positiven Entwicklungen muss festgehalten werden, dass die Erwar- tungen, welche die GKB bei ihrer Gründungsversammlung im Jahr 1856 in den Bahnbetrieb setzte, erst mit Verzögerung erfüllt wurden. So rechnete man damit, bereits unmittelbar nach der Fertigstellung der Verbindung von Graz nach Köflach

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