Von der Weststeiermark nach Europa

22 Hohe Erwartungen und gute Erfolge Die Konzentration auf den Frachtbetrieb war für die GKB zunächst ein großer Erfolg. Schnell entwickelte sich die hochwertige weststeirische Kohle zu einem Verkaufsschlager. Sie spielte in der Folge für die Versorgung von Graz, das damals bereits 60.000 Einwohner hatte, eine wichtige Rolle. Außerdemwurde die südliche Staatsbahnlinie beliefert. Beinahe alle Züge, die zwischen Graz und Triest bzw. Pola verkehrten, wurden mit Kohle aus dem Voitsberg-Köflacher Revier betrieben. Die verbesserten Transport- und Absatzmöglichkeiten sorgten auch für eine gewaltige Erhöhung der Produktion imweststeirischen Kohlenrevier. Insgesamt stieg die För - dermenge zwischen 1853 und 1863 von 19.655 auf 111.500 Tonnen pro Jahr an. Dies entspricht einem Zuwachs von 550 Prozent. Einen wesentlichen Anteil daran hatte der Umstand, dass sich infolge der Bahneröffnung immer mehr finanzstarke Unter - nehmer in das Bergbaugeschäft einkauften. Im Jahr 1860 wurde die Zeche Pichling in Betrieb genommen. Ein Jahr später erhielt Karl Polley die Konzession zum Bau und Betrieb des Lankowitzer Revierstollens. 1862 wurde in der Johann-Nepomuk-Grube östlich von Voitsberg mit dem Abbau von Kohle begonnen. Ein Jahr später fand die Inbetriebnahme des Lankowitzer Revierstollens statt. Er verband die Bergbaubetriebe im Raum Maria Lankowitz- Piberstein mit dem Bahnhof der GKB in Köflach. Unterdessen wurden auch die Fördermethoden fortschrittlicher. So ging im Josef-Otto-Schacht eine Dampfför - dermaschine in Betrieb. Neben dem Bergbau siedelten sich nach und nach auch andere Industriezweige im Bezirk an. Dazu gehörte unter anderem die Glasfabrik Voitsberg, welche unmittelbar neben dem Bahnhof gebaut wurde. Die nachhaltige Industrialisierung der Weststeiermark begann also zweifellos mit der Eröffnung der Bahnverbindung zwischen Köflach und Graz. Für diese prägende Entwicklung in der regionalen Geschichte war die GKB hauptverantwortlich. In den kommenden Jahrzehnten fungierte sie weiterhin als Motor der Industrialisierung in der West - steiermark. Für die GKB war der Betrieb ihrer eigenen Gruben Mitte der 1860er-Jahre jedoch offensichtlich kein herausragender finanzieller Erfolg. Im Jahr 1867 ersuchten ein - zelne Aktionäre die Firmenleitung sogar um eine gänzliche Einstellung des Kohlen- abbaus infolge von Verlustgeschäften. Ob die Gesamtbilanz des Unternehmens wirklich so dramatisch war, oder ob sie, wie es auch heute üblich ist, einfach nicht den oftmals unrealistisch hohen Gewinnerwartungen einiger Aktionäre entsprach, lässt sich leider nicht feststellen. Letztendlich ließ sich die GKB jedoch nicht beirren und hielt am Bergbau fest. Das Bahngeschäft lief auf jeden Fall sehr gut für das Unternehmen. Dies lag daran, dass natürlich auch andere im Voitsberg-Köflacher Revier tätige Bergbauunternehmer ihre Kohle per Bahn nach Graz bringen wollten. Außerdem erhielt die GKB immer wieder Anfragen bezüglich der Erweiterung ihres

RkJQdWJsaXNoZXIy NTgxNjc=