Von der Weststeiermark nach Europa

21 zwischen 12 und 15 km/h, im Vergleich zu den bisherigen Transportmöglichkeiten war dies jedoch ein Fortschritt. Bis zu einer Erhöhung der Fahrtgeschwindigkeit vergingen noch einige Jahrzehnte. Dies lag in erster Linie an staatlichen Vorschrif - ten. Erst im Zuge des dritten Reichsgesetzes über Bahnen niederer Ordnung kam es zu einer Erhöhung der erlaubten Fahrtgeschwindigkeit auf 30 km/h. Auf die Sicher - heit des neuen Transportmittels legte die GKB jedoch schon in den 1860er-Jahren großen Wert. So wurden nahe Wächterhäusern fünf bis sechs Meter hohe Masten gebaut. An diesen waren entweder ein oder zwei rot angestrichene Körbe befes - tigt. Je nach Fahrtrichtung wurden diese hochgezogen, um das Herannahen eines Zuges zu melden. So verringerte man die Gefahr einer Kollision. Ende des Jahres 1860 war der Fuhrpark des Unternehmens noch recht überschau - bar. Unmittelbar vor Beginn des Bahnbetriebs hatte die GKB vier Personen- und 15 Kohlenwagen von der Süd-Norddeutschen Verbindungsbahn gekauft. Von der Südbahn wurden drei Lokomotiven vom Typ „Kleine Gloggnitzer“ gekauft. Diese Zweikuppler waren zwischen 1848 und 1850 von der Maschinenfabrik der Wien- Gloggnitzer Eisenbahn gebaut worden. Außerdem kam es im Laufe des Jahres 1860 zur Anschaffung von sechs gedeckten Güter- und 30 Kohlenwagen. Mit dieser Aus - stattung bestritt die GKB die ersten Monate des Bahnbetriebs. Wie aus dem Ver - hältnis zwischen den Waggons ersichtlich ist, spielte der Personentransport eine untergeordnete Rolle. In erster Linie ging es darum, Fracht von Köflach nach Graz zu transportieren. Zu 80 Prozent handelte es sich dabei um Kohle. Der gesamte Frachtverkehr der GKB wurde über die Bahnhöfe Graz, Voitsberg und Köflach abge - wickelt. Für den Personentransport standen die Stationen Graz, Premstätten, Lie - boch, Söding, Krems, Voitsberg, Oberdorf und Köflach zur Verfügung. Diese wer - den auch gegenwärtig von der GKB angefahren. Der Graz Köflacherbahnhof, welcher heute noch in Betrieb ist, wurde übrigens am gleichen Tag eröffnet, an dem die erste offizielle Fahrt der GKB stattfand. Er feiert daher ebenfalls am 3. April 2020 seinen 160. Geburtstag. Die Bahnhofsanlage wurde auf der Basis von Plänen des Architekten Eduard Paulizza gebaut. Sie bestand aus einem Wächterhaus, Wohngebäude, einem Heizhaus, Kohlenrutschen und einem Betriebs-Kohlenmagazin. Alles andere als ideal war die eingeengte Lage des Bahn- hofs. In seiner unmittelbaren Nähe befanden sich zahlreiche neu errichtete Indust- riegebäude. Dies ermöglichte zwar die Verlegung vieler Anschlussgleise, sollte aber zukünftige Erweiterungen massiv erschweren. Generell lässt sich feststellen, dass der Graz Köflacherbahnhof im Sinne der GKB zunächst eher für den Güterverkehr konstruiert wurde. Die baulichen Maßnahmen für die Abwicklung des Personen - verkehrs hielten sich aus diesem Grund in Grenzen. Für Passagiere war es jedoch möglich, über ein Verbindungsgleis der Südbahn unkompliziert zum nahegelege - nen Grazer Hauptbahnhof zu gelangen.

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