Von der Weststeiermark nach Europa

18 Schweizer Bankhaus sicherte die nötigen Finanzmittel für den Bau. Ursprünglich hätte die Eisenbahnlinie von Graz nach Köflach bereits 1858 in Betrieb gehen sol - len. Die beschriebenen Schwierigkeiten machten dies jedoch unmöglich. Für den Bau wurde bereits im April 1857 schließlich der renommierte Bauunternehmer Carl Polley aus Sežana engagiert. Dieser sollte die 40,264 km lange, eingleisige Normal - spurstrecke nun so schnell wie möglich fertigstellen. Polley besaß interessanter - weise selbst einige Kohlenbergwerke im Raum Maria Lankowitz. Daher hatte er auch ein Interesse an der Schaffung einer Bahnverbindung zwischen Graz und Köf - lach. Später war Polley auch in anderen Industriezweigen im Bezirk Voitsberg tätig. So gründete er in Voitsberg, direkt neben dem Bahnhof, eine Glasfabrik, welche mit heimischer Kohle befeuert wurde. Vom Bau der Eisenbahnstrecke sollte Polley also mehrfach profitieren. Erweiterung des Bergbaubetriebs 1857 wurden in der Steiermark bereits 288.000 Tonnen Kohle abgebaut. Im Ver - gleich zum Jahr 1837 bedeutete dies eine gewaltige Steigerung von mehr als 1.300 Prozent. Davon entfielen weniger als 40.000 Tonnen auf die Weststeiermark. Trotz voranschreitender Industrialisierung waren nur die wenigsten Betriebe im Voits- berg-Köflacher Revier mit Maschinen ausgestattet. Insgesamt gab es nur zwei Dampfmaschinen, die zur Wasserhaltung und Förderung eingesetzt wurden. Hinzu kamen vier durch tierische Kraft bewegte Förder- und Wasserhaltungsmaschinen. Insgesamt arbeiteten 354 Menschen im Revier. Darunter befanden sich, was für diese Zeit nicht ungewöhnlich war, auch acht Kinder. Von arbeitsrechtlichem Schutz im heutigen Sinne war man damals noch weit entfernt. Ende der 1850er-Jahre war das Voitsberg-Köflacher Revier trotz der Tendenz zu Zusammenschlüssen noch immer in der Hand von mehr als 30 Unternehmern. Zu diesen gehörten auch noch die zu Beginn des Jahrzehnts dominierenden Besit - zer Erzherzog Johann und die Familie Geyer. Ungefähr ein Viertel der Bergwerke gehörte Personen aus dem Adelsstand. Der Rest war im Besitz von Unternehmen oder reichen Bürgern. Aus dieser Verteilung wird ersichtlich, wie sehr sich die wirt - schaftliche Macht im Zeitalter der Industrialisierung und des Kapitalismus vomAdel in Richtung Bürgertum verschoben hatte. Die GKB kontrollierte sieben Bergbaue. Von diesen waren 1857 jedoch nur der Alt- und Neu-Cäcilia-Stollen und der Achatius - bau in Mitterdorf in Betrieb. Generell lässt sich sagen, dass die Bedeutung des Voitsberg-Köflacher Reviers für die gesamtösterreichische Kohlenindustrie bereits damals erkannt wurde. Vor allem die gigantische Gesamtmenge an Kohle, welche im Bezirk Voitsberg lagerte, war dafür ausschlaggebend. Ende der 1850er-Jahre schätzten Experten die Vorräte

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