Von der Weststeiermark nach Europa

17 Gründung der GKB und erste Jahre Historischer Kontext und rechtliche Rahmenbedingungen Bereits im Sommer 1855 erhielt die „Voitsberg-Köflach-Lankowitzer Steinkohlen - gewerkschaft“ die Bewilligung zum Bau einer Eisenbahn von Köflach nach Graz. Grundlage dafür war eine kaiserliche Entschließung vom 26. August 1855. Neben der Baubewilligung wurde der Vereinigung auch das Recht zum späteren Betrieb der Eisenbahnlinie genehmigt. Das kaiserliche „Privilegium zum Baue der Locomo - tiv-Eisenbahn von Köflach nach Graz und zum Betriebe dieser Eisenbahn für den Personen- und Sachentransport“ ist eine der ältesten erhalten gebliebenen Eisen - bahnurkunden. Im Hinblick auf die heute fast überall auf der Welt gängige Praxis des staatlichen Eisenbahnmonopols scheint es ungewöhnlich, einer privaten Firma solche Vollmachten zu gewähren. In den 1850er-Jahren lag Österreich damit voll im europäischen Trend. Auf dem ganzen Kontinent wurde der Eisenbahnbau und -betrieb nahezu ausschließlich nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen durch - geführt. Dem kapitalistischen Zeitgeist entsprach es auch, dass die „Voitsberg-Köflach-Lan - kowitzer Steinkohlengewerkschaft“ schon Anfang 1856 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Die erste Generalversammlung wurde am 10. Jänner 1856 in Wien abgehalten. Am 10. Juni 1856 trat die Firma erstmals unter dem Namen „k.k. priv. Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbau-Gesellschaft“ in Erscheinung. Auf die - sen Tag fiel somit die Geburtsstunde der GKB in ihrer Gesamtform. Bevor das Eisen - bahnprojekt in Angriff genommen wurde, konzentrierte sich das Unternehmen zunächst auf die Konsolidierung und den Ausbau seiner Bergbaugebiete. Dennoch war man vonseiten der GKB bestrebt, möglichst rasch mit dem Bau der Eisenbahn zu beginnen. Zuvor waren jedoch noch einige rechtliche Formalitäten zu klären. Da die Gesell - schaft nun einen neuen Namen hatte, musste auch das kaiserliche Privileg erneuert werden. Dieser Vorgang ging ohne Probleme vonstatten. Am 14. Dezember 1858 wurde das alte Privileg einfach auf die GKB übertragen. Schwieriger als die Über - windung rechtlicher Hürden erwies sich das Sammeln des für den Eisenbahnbau notwendigen Kapitals. Insgesamt sollten durch die Emission von 16.000 Aktien 3,2 Millionen Gulden eingenommen werden. Mit der Aktienausgabe wurde das Wie - ner Bankhaus Schuller & Co beauftragt. Letztlich verlief die Finanzierung jedoch nicht reibungslos. Daher verzögerte sich der Baubeginn deutlich. Zwischenzeitlich stand die GKB noch lange vor der Fertigstellung ihrer Eisenbahn am Rande des Ruins. Erst die Aufnahme eines Kredites in der Höhe von 800.000 Gulden bei einem

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