Von der Weststeiermark nach Europa

15 jedoch am 21. Oktober 1844 fertiggestellt. Die neu eröffnete Strecke verband Graz mit Mürzzuschlag. Zwischen 1848 und 1854 wurde schließlich die Semmeringbahn gebaut, welche die bestehende Lücke zwischen der Obersteiermark und Gloggnitz schloss. Bis zur Vollendung der Südbahn sollten in der Folge noch drei weitere Jahre vergehen. Damit konnte nach 18 Jahren Bauzeit eine durchgehende Eisenbahnver - bindung zwischen Wien und Triest hergestellt werden. Im weststeirischen Revier konnte zu diesem Zeitpunkt von solchen Neuerungen jedoch noch keine Rede sein. Dennoch wuchs die Bergbauindustrie in den nächs - ten beiden Jahrzehnten langsam, aber stetig. Ab 1840 war jedoch bereits eine Kon - zentration der Bergbauunternehmen zu erkennen. Um 1850 brach ein regelrechtes Bergbaufieber aus, in dessen Folge immer mehr Gruben erschlossen wurden. Viele Unternehmer begannen nun damit, ihre Interessen gemeinsam im Rahmen von Gewerken zu vertreten. Eine schnellere Expansion des Bergbaus wurde vor allem durch die hohen Transportkosten verhindert. So betrug der Preis von 56 kg Kohle im Jahr 1853 direkt bei den Gruben sechs bis acht Kreuzer. Bis die mit Pferdefuhr - werken transportierte Kohle im 40 Kilometer entfernten Graz ankam, hatten sich die Kosten bereits auf 18 bis 24 Kreuzer verdreifacht. Für die relativ kurze Strecke betrugen die Transportkosten also bereits das Doppelte des Materialwerts. Für die Kohleunternehmer des weststeirischen Reviers und deren Kunden war eine mög - lichst rasche Verbesserung der Transportsituation daher von großem Interesse. Erste Überlegungen zum Bau einer Eisenbahn Treibende Kraft der Verkehrsmodernisierung in der Steiermark war damals Erzher- zog Johann. Im Bereich des Montanwesens spielte er ebenfalls eine wichtige Rolle. Aus wirtschaftspolitischen und geostrategischen Gründen setzte er sich massiv für die Trassenführung der Südbahn durch die Mur-Mürz-Furche ein. Im Laufe sei - nes jahrzehntelangen Engagements in der Steiermark erwarb er auch einige Berg - werke. Im weststeirischen Revier wurde er 1848 durch den Kauf von Steinkohle - bergwerken in Lankowitz sowie Grubenmaßen bei Köflach und Pichling neben der Familie Geyer zum größten Bergbauunternehmer. Erzherzog Johann beschäftigte sich intensiv mit der Erkundung von Lagerstätten und ließ planmäßige Tiefbohrun - gen durchführen. In seinem Besitz befand sich neben den erwähnten Bergwerken auch ein Eisenblechwerk in Krems. Da er wie die anderen Bergbauunternehmer des Bezirks großes Interesse an einer Senkung der Transportkosten hatte, fertigte Erzherzog Johann selbst einen Tras - senplan für die Eisenbahnlinie von Köflach nach Graz an. Bis zur Konkretisierung der Idee des Baus einer Bahnverbindung in die Landeshauptstadt vergingen jedoch noch einige Jahre. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war der 1854 erfolgte Zusammenschluss von sieben kleineren Bergbauunternehmern. Diese neue Verei -

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