Von der Weststeiermark nach Europa

13 Der Bergbau in der Weststeiermark Entdeckung und Nutzung von Kohle Die Geschichte der Graz-Köflacher Eisenbahn ist unmöglich von jener des Kohlen - abbaus zu trennen. Dieser schuf sowohl in wirtschaftlicher als auch in technischer Hinsicht die Grundlage für den Bahnverkehr von der Weststeiermark in die Landes - hauptstadt Graz. Daher ist es zum Verständnis der Ursprünge der GKB notwendig, sich mit dem Bergbau und dessen Geschichte auseinanderzusetzen. Beginnend in der Mitte des 18. Jahrhunderts veränderte der neu entstandene Wirtschaftszweig zunächst das Zentrum des Bezirks Voitsberg. In weiterer Folge gilt dieser Befund, wenn auch in geringeremMaße, für einige Gegenden des Nachbarbezirks Deutsch - landsberg. Fast 200 Jahre dominierte der Bergbau die Wirtschaft, Gesellschaft und Politik in der Region. Bereits im Jahr 1606, also lange vor dem Beginn des kommerziellen Abbaus, wurde in der Weststeiermark die erste Kohle entdeckt. Der Fund war kein Zufall, sondern geschah im Rahmen einer Forschungsreise von Jonas Camworth. Dieser hatte zuvor von der Regierung den Auftrag bekommen, in Innerösterreich, dieses Gebiet umfasste die Herzogtümer Krain, Steiermark, Kärnten und das habsburgische Küs - tenland, nach Kohle zu suchen. Nach nur vier Monaten meldete er Funde in ver- schiedenen steirischen Regionen. Zu diesen gehörte auch die Gegend um Köflach und Piberstein. Für seine Tätigkeit bekam Camworth einen Lohn von 20 Gulden. Im Vergleich zum späteren Wert seiner Entdeckung war dieser Betrag überaus gering. Bis zur Erschließung und Gewinnung des wertvollen Rohstoffs sollten aber noch über 150 Jahre vergehen. Eine frühere Nutzung scheiterte vor allem an wirtschaft - lichen Gründen. Zu umständlich und zu teuer war der Transport der Kohle von den Abbau- zu den vorgesehen Nutzungsorten. Außerdem wehrten sich Schmiede und Arbeiter lange gegen die Verwendung des neuen Rohstoffs. Dies lag einerseits an der starken Rauchentwicklung und am auftretenden Schwefelgeruch, die der Einsatz von Steinkohle mit sich brachte. Andererseits war die Steiermark ein sehr waldreiches Gebiet, in dem es Holz im Überfluss gab. Dies führte dazu, dass der Abbau von Steinkohle zumindest bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nicht kosten - günstiger war als die Gewinnung herkömmlicher Brennmaterialien. Erst im Jahre 1766 begann die systematische Erschließung der Kohlelagerstätten in der Weststeiermark. Dabei spielte der Mineraloge Abbè Poda eine wichtige Rolle. Im selben Jahr begann im Köflacher Revier der Bergbau. Die gewonnene Braun - kohle wurde für die Befeuerung der Öfen in den lokalen Ziegel- und Kalköfen verwendet. Später kam das „braune Gold“ auch in Hammerwerken zum Einsatz.

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