Drehscheibe Nr. 99 September 2022

12 | Ausgabe 99 - September 2022 Der lange Weg zur Elektrifizierung - Geschichte eines Jahrhundertprojektes HISTORISCHE BETRACHTUNGEN | Geschichte der Elektrifizierung Die Regionalbahnstrecken in der Weststeiermark, auf denen die GKB verkehrt, werden bis 2028 elektrifiziert. Aber wie kam es dazu? Ähnlich den Bestrebungen das weststeirische Eisenbahnnetz über die Koralm mit dem Kärtner Netz zu verbinden, wurde auch die Elektrifizierung der weststeirischen Bahnstrecken mehrfach angedacht, in Angriff genommen und wieder verworfen. Erst mit den Plänen zur Errichtung der Koralmbahn ab Mitte der 2010er Jahre nahm der Plan einer Elektrifizierung erneut Gestalt an und kann nun schlussendlich realisiert werden. Erste Pläne Bereits Ende der 1960iger Jahre wurde im Zuge der Elektrifizierung der österreichischen Südbahn, auch ernsthaft über eine Elektrifizierung der historischen Graz-Köflacher Bahn nachgedacht. Das Unternehmen ELIN wollte das damalige GKB-Netz elektrifizieren und es neben dem regulären Bahnverkehr als Versuchsstrecke für technische Neuheiten nutzen. Die Umsetzung dieser Pläne wurden von der damaligen Direktion jedoch abgelehnt, da eine Elektrifizierung aufgrund der billigen eigenen Braunkohle und der noch niedrigen Erdölpreise wirtschaftlich nicht sinnvoll erschien. Ein Vorläuferprojekt Mitte der 1980iger Jahre ließ die GKB dann aber doch eine mögliche Elektrifizierung ihrer Bahnstrecken prüfen. Dabei sollte mit Strom aus Braunkohle, der im ÖDK-Kraftwerk in Voitsberg produziert wurde, ein eigenes GKB-Bahnstromnetz betrieben werden. Nach dieser Vorgabe erarbeitete Projektleiter Dipl.-Ing. Otto Moser im Rahmen eines konkreten Projektes fast 50 mögliche Varianten. Es wurden umfangreiche infrastrukturseitige Überlegungen für ein Oberleitungsnetz, den elektrischen Betrieb und die notwendigen Baumaßnahmen angestellt. Auf Basis von Angeboten durch die Österreichischen Bundesbahnen und die ungarische Staatsbahn (MAV) erfolgten auch schon erste reelle Kostenschätzungen. Schlussendlich stellte sich aber bereits damals die Einführung eines Einphasenwechselstromsystems, wie es die ÖBB verwendet und nun gebaut wird, als die sinnvollste und wirtschaftlichste Variante heraus. Das Projekt wurde, wohl aus technischen Gründen und wegen der Kosten, nicht weiterverfolgt. GKB erarbeitet ein Weißbuch Nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten in den 1990iger Jahren konnte die GKB ab der Jahrtausendwende konsolidiert werden. Unter dem neuen Generaldirektor Mag. Franz Weintögl diversifizierte und Elektrifizierungsarbeiten an der Südbahn am Grazer Hauptbahnhof Anfang d. 1970er Jahre Grüner Bahnstrom ist die Zunkunft

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