9 Ausgabe 97 - März 2022 | Bürgermeisterin Elke Kahr | INTERVIEW den Ausbau der S-Bahn, kann hier was bewirken. Dementsprechend verfolgt die Stadt gemeinsam mit dem Land die Strategie, den Ausbau des kommunalen Tram- und Busangebots in die Region zu ergänzen – durch dichtere Takte, mehr Haltestellen, längerfristig auch neue Strecken. Drehscheibe: Bis zum Jahr 2030 wird das gesamte Streckennetz der GKB elektrifiziert und die Infrastruktur massiv ausgebaut. Wie beurteilen Sie dieses Jahrhundertprojekt, mit Blick auf Ihre Pläne für die Landeshauptstadt? Bgm.in Kahr: Das halte ich für einen ganz wichtigen Verbesserungsschritt, vor allem auch wegen der vier neuen Nahverkehrsknoten. Drehscheibe: Im Grazer Westen sollen im Rahmen einer großen Sicherungstechnikoffensive, in Kooperation mit den Straßenerhaltern Stadt Graz und Land Steiermark, möglichst viele Eisenbahnkreuzungen der GKB zu Unterführungen oder Nahverkehrsknoten um- bzw. ausgebaut werden. Wie steht die neue Stadtregierung zur angestrebten Gesamtlösung für die Bahnübergänge der GKB im Grazer Westen? Bgm.in Kahr: Geplant ist die Errichtung von fünf Bahnunterführungen zwischen 2026 und 2031 von Bund und Land unter Beteiligung der Stadt. Dies ist nicht nur aus Sicherheitsgründen notwendig, sondern sorgt parallel zur Verdichtung des Angebots auf der Schiene – was bei technischen Sicherungen an den Übergängen extrem lange Schließzeiten bedeuten würde – dafür, dass auch die Straße leistungsfähig bleibt, und zwar auch für Busse, Rad- und Fußgängerverkehr. Drehscheibe: Politische Weichenstellungen erfolgen oft auf einer überregionalen Ebene. Was wünscht sich die Grazer Bürgermeisterin von der Europäischen Union bzw. von der Bundes- und Landesregierung? Bgm.in Kahr: Die Bedeutung des öffentlichen Eigentums muss wieder stärker ins Bewusstsein rücken, ganz besonders auch beim ÖPNV. Regionalen Unternehmen kommt bei der Versorgung der Bevölkerung eine besonders wichtige Aufgabe zu. Wenn nur die Interessen der großen, oft transnationalen Konzerne im Vordergrund stehen, werden die Weichen falsch gestellt. Nicht zuletzt deshalb geht das Vertrauen in die Politik oder sogar in die Demokratie selbst verloren. Das hängt damit zusammen, dass sich immer weniger Menschen gut vertreten fühlen, wenn sie keinen Einfluss mehr auf wichtige Entscheidungen nehmen können. Die Menschen möchten von ihrer Arbeit gut und in Sicherheit leben können, in einer intakten Umwelt und ohne ständigen Druck. Das ist kein Ding der Unmöglichkeit, aber unter den herrschenden Bedingungen oft schwer erreichbar. Drehscheibe: Danke für das Interview! Die Drehscheibe-Redaktion im Interview mit Neo-Bürgermeisterin Elke Kahr (Archivbild) Elke Kahr ist als Bürgermeisterin nun im Führerstand der Landeshauptstadt (@Stadt Graz)
RkJQdWJsaXNoZXIy NTgxNjc=