24 | Ausgabe 97 - März 2022 REISEBERICHT | Wassertalbahn in Rumänien paten heißen. Bereits im 18. Jahrhundert nutzte die österreichisch-ungarische Monarchie das Tal der Vaser (Wassertal) als Transportweg durch die dichten Gebirgswälder. Rund 600 Menschen hier sollen noch altösterreichische oder deutsche Wurzeln haben, auch wenn das Gasthaus Oberösterreich geschlossen scheint und viele längst rückgewandert sind: Die Cafe-Bar Edelweis (sic!) dient immer noch als deutsch-rumänische Begegnungsstätte, wo sich die Brandstädters, Schmieds und Schneiders – das örtliche Telefonbuch zeigt viele deutsche Namen – bisweilen ein Stelldichein geben. Doch Deutsch sprechen die wenigsten mehr. Mocanita: Schmalspurbahn statt Flößerei Die Schmalspurbahn hinein ins Wassertal gibt es seit 1932. Wie in vielen anderen Teilen der Karpaten wurde die Forstwirtschaft zur Haupteinnahmequelle, die Mocanitas (Schmalspurbahnen) waren lange unverzichtbar: 1989 gab es noch 15 rumänische Waldbahnlinien mit einer Gesamtgleislänge von über 1.000 km. „Nach der Wende war es rasch vorbei, die meisten Bahnen wurden aufgelassen, Schienen und Fuhrpark als Alteisen verkauft“, erinnert sich Kristof, dessen Vorfahren aus Ebensee stammen sollen. Doch sicher ist er nicht. Und dort war er noch nie. Die echten Holzzüge, der R. G. Holz Company GmbH in Viseu de Sus, haben zwar mittlerweile längst Dieselloks vorgespannt, doch die Tourist:innenzüge fahren immer noch mit Dampf – in der Sommersaison täglich, rund 22 km oder 3 Stunden taleinwärts bis Paltin, einer kleinen Rangierstation in den Wäldern: Etwa die Hälfte des aktiven Vaser-Schienennetzes ist für Besucher:innen freigegeben. Wer weiter Richtung Ukraine will, muss Sondervereinbarungen mit den Fahrern von Draisinen und Schienenbussen treffen. Das sind auf Schmalspurachsen aufgebockte Kastenwägen, meist recht rostige Ford Transit, die teils auch Schafe und Ziegen auf entlegene Weiden bringen – die einzige Möglichkeit, hier in den Wäldern noch weiterzukommen, wo es nur den Schienenweg (mit gelegentlichen Tunneln und Brücken) und Forstschneisen, aber keinen einzigen markierten Wanderpfad gibt. Beschaulich ins Wassertal Ausreichend Zeit und Muße muss jeder haben, denn schnell geht gar nichts. Befeuert werden Loks der Wassertalbahn mit Holz - Hier ein Heizer bei der Arbeit! Volkstanzvorführung für die Fahrgäste Liebevolles abschmieren der Dampflok
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