Drehscheibe Nr. 97 März 2022

23 Ausgabe 97 - März 2022 | Wassertalbahn in Rumänien | REISEBERICHT Alo, Mocanita! - Dampf bringt wieder Kohle Manche Waldeisenbahnen in den Karpaten, wie die Wassertalbahn, machen immer noch Dampf – und das nicht zu wenig. Ioana ist 63 und sehr gut in Schuss. „Mein Liebling“, sagt Kristof zu ihr, was sie gelassen hinnimmt, denn sie kennen einander seit Jahrzehnten. Zum Schnaufen bringen sie andere. Kristof, 59, war früher Holzfäller und ist heute erster Bremser der Tourist:innendampfzüge, die Ioana täglich ab 9 talaufwärts schleppt. Oder Bavaria, oder Cozia oder andere Geschwister der alten Lok. Sie hat viele, und die haben genug erlebt: Davon konnte schon Kristofs Großvater lange Geschichten von Wölfen und Bären und tragischen Unglücksfällen in der dunklen, kalten Unwegsamkeit erzählen - an 69 Tagen im Jahr liegen hier mindestens 15 cm Schnee, statistisch gesehen. Hoch im Norden Rumäniens, hart an der Grenze zur Ukraine, ist die alte Eisenbahnwelt noch in Ordnung. Oder besser: Wieder in Ordnung, denn das Geschäft mit den Dampfzügen brummt und pfeift erfreulich lautstark, zumindest in Viseu de Sus, dem früheren Oberwischau aus kaiserlicher Vergangenheit. Die Bevölkerung rundum hält sich in höchst überschaubaren Grenzen. Und so gilt der Ort mit seinen rund 15.000 Bewohner:innen flächenmäßig als zweitgrößte Siedlung Rumäniens. Seit 2007 ist das Wassertal Teil des Naturparks „Maramureş Gebirge“ und beliebtes Ausflugsziel im Hinterland von Siebenbürgen geworden. Am Anfang waren es Auswanderer:innen aus dem Salzkammergut, die als Holzfäller und Flößer in die Wälder der Karpaten gingen, die – kein Zufall – hier WaldkarMittlerweile besuchen viele in- und ausländische Tourist:innen die Wassertalbahn

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