Drehscheibe Nr. 96 Dezember 2021

12 | Ausgabe 96 - Dezember 2021 Nach Bahnhöfen und Haltestellen, waren früher sogenannte Bahnwärterhäuser die wohl verbreitetsten Bauwerke entlang einer Eisenbahnstrecke. Sie waren meist Arbeitsplatz und Wohnstatt gleichermaßen, stellen aber auch Kulturgut dar. Die Berufsgruppe der Bahnwärter, sie wurden in der Frühzeit der Eisenbahn auch als Bahnwächter bezeichnet, war für die Überwachung und Betreuung der Bahnanlagen und des dazu gehörenden Grundbesitzes zuständig. Zu den Aufgaben der Bahnwärter gehörten das händische Schließen und Öffnen von Schranken, sie stellten in Bahnhöfen die mechanischen Weichen oder sie waren für Beleuchtungskörper bzw. die Laternen in den Signalen verantwortlich. Mit dem dichter werden des Bahnbetriebes, wurde es zur Erfüllung dieser Aufgaben erforderlich, gewisse Dienststellen dauerhaft mit Bahnpersonal zu besetzen. Diese Bahnwärter erfüllten später, zusätzlich zu diesen Bedienhandlungen, auch bestimmte Kontroll- und Meldeaufgaben. Errichtung, Funktion und Nutzung Daher wurden an den Bahnstrecken, bereits in der Gründungszeit der frühen Eisenbahngesellschaften, erste Bahnwächter- bzw. Bahnwärterhäuser errichtet. Anfangs wurden Bahnwärterhäuser etwa in Größen zwischen 15 bis 35 m² gebaut und sie waren nicht mit einem Dienstraum ausgestattet, angeschlossen war jedoch oftmals ein Keller oder ein Stall. In Deutschland wurden teilweiEine kleine Kulturgeschichte des historischen Bahnwärterhäuschens HISTORISCHE BETRACHTUNGEN | Eine kleine Kulturgeschichte Das harte Leben im Bahnwärterhäuschen gehört schon lange der Vergangenheit an se sogar eigene Häuser für verheiratete Wärter und Wachthäuschen für ledige Wärter errichtet. Einige Wärterhäuser wurden von den Bahn- oder Streckenwärtern nur als temporäre Unterkunft, während der Kontrolle von Streckenabschnitten oder bei Gleisbauarbeiten, genutzt. Zumeist standen Bahnwärterhäuser aber an Eisenbahnkreuzungen, an Blockstellen, an Weichen oder an Abzweigstellen und dienten den für diese Einrichtungen zuständigen Bahnbediensteten und ihren Familien, als unmittelbar neben dem Arbeitsplatz gelegene Wohnstätte. Die Bewohner:innen dieser Häuser waren als Schrankenwärter:innen, als Stellwerker:innen, als WeichenEisenbahnbeamter mit Familie im Sulmtal Historische Aufnahme eines Bahnwärterhauses

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