Drehscheibe Nr. 95 September 2021

24 | Ausgabe 95 - September 2021 wurden einige Abschnitte saniert um einen regelmäßigen Güterverkehr weiter führen zu können. Es wurde ein Erleb- niszug namens „L'Amiral“ auf Teilen der Strecke bis 2016 geführt. Hafen 3: Saguenay Ist das nun der Weg nach China? Mit drei Schiffen segelte Jacques Cartier in den, je nach dem Verlauf der Gezeiten, zwischen 100 und 130 km breiten Mündungstrich- ter eines Stroms. Es war am 10. August 1535, dem Namenstag des Laurentius von Rom, als er mit der Hoffnung auf eine Passage nach China vom Nordatlantik herkam. Also benannte Cartier den 1.223 km langen Wasserlauf nach diesem Hei- ligen: „Fleuve Saint-Laurent“ (St. Lorenz- Strom). Unser Schiff fuhr bergwärts bis nach Tadoussac und benutzte dann, den von Norden kommenden Nebenfluss, den Fjord du Saguenay. Über einen Sei- tenarm, dem Rivière Ha! Ha!, gelangten wir zum Hafen in der Bucht am Rande der Stadt Saguenay. Selbst hier verspür- te man noch den Wechsel der Gezeiten, die vom Atlantik kommend wirksam sind. Die Region lebt von der Forstwirtschaft. Ein weiterer wichtiger Faktor sind die niedrigen Kosten für elektrische Energie durch zwei Kraftwerke am Fjord. Um den Transport von Baumaterial zur Errichtung dieser Staudämme zu ermöglichen, wur- de von der 1911 gegründeten Compag- nie de Chemin de fer Roberval-Sangue- nay das Bahnnetz auf 160 km erweitert. Seit 1925 wird Aluminium hergestellt. Dabei wird per Schiff gelieferte Bauxit- erde aus Mittel- und Südamerika in der „Aluminum Company of Canada Limited“ (ALCAN) verhüttet. Jährlich nützten über 70.000 Passagiere der Kreuzfahrtschiffe den Hafen als Basis für Ausflüge in die Region. Hafen 4: Québec Die Hauptstadt der gleichnamigen Pro- vinz, wurde 1608 von Samuel Cham- plain gegründet und besticht durch den Charme ihrer Altstadt und deren Bewoh- ner/innen. Hier beginnt auch der von Os- ten nach Südwesten verlaufende Qué- bec-Windsor-Korridor, der die Provinzen Québec und Ontario verbindet. Mehr als die Hälfte der 38 Mio. Einwohner/innen Kanadas wohnen in diesem rund 1.100 km langen bis zu 100 km breiten Streifen entlang der Grenze mit den USA. Hafen 5: Montréal Wir kommen mit dem Schiff zum Wen- depunkt unserer Reise, nach Montréal. Die zweitgrößte „französische“ Stadt der Welt nach Paris, liegt auf der Insel Hochelaga im St. Lorenz-Strom. Der na- mensgebende Hügel, Mont Royal, erhielt seine Bezeichnung von Jacques Cartier 1535, als er auf der Insel an Land ging. Schon beim Einlaufen fuhren wir an den Güterterminals vorbei. Unser Schiff legte im Kreuzfahrtterminal, der im alten Hafen liegt, an. Beim Verlassen des Hafens, um einen geführten Stadtrundgang zu ab- solvieren, fotografierte ich den Verschub mit einer Doppeltraktion von Dieselloko- motiven der CN. Seit 1850 ist die Fahrt von Hochseeschiffen nach Montréal er- möglicht. Der Hafen wurde 1871 in das Eisenbahnnetz eingebunden, sodass ab 1886 auch die westlichen Provinzen mit Waren aus den Atlantikhäfen Europas auf dem Schienenweg versorgt werden konnten. Die Hafenbahn wurde seit 1907 auf 100 km Strecke erweitert und er- möglicht einen direkten Zugang zu den Netzen der CN und der CP auf, die bis zu 80 Züge wöchentlich weitergeleitet werden. Wegen des geringen Höhnun- terschiedes zwischen dem Atlantik und Montreal gibt es keine Schleusen, deren Durchfahrt Zeit und Geld kostet. Mittler- weile liegt hier der zweitgrößte Binnen- hafen der Welt, am Umschlag der Gü- REISEBERICHT | Kanada - Mit dem Schiff zur Bahn / Teil 2 Sachem ~ "Häuptling" in der Sprache der Algonquin

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