Drehscheibe Nr. 91 September 2020
13 Ausgabe 91 - September 2020 | aufkommen als auch die Zahl der beför- derten Passagiere massiv zurückgingen. In rechtlicher Hinsicht hatte das 1946 beschlossene Verstaatlichungsgesetz große Auswirkungen auf die GKB. Das Unternehmen ging dadurch in das Eigen- tum der Republik Österreich über. In der unmittelbaren Nachkriegszeit hatte diese Maßnahme durchaus Vorteile. So musste die Finanzierung des Unternehmens nun nicht mehr durch Aktien und Anleihen er- folgen. Unter anderem deshalb kam es zu einer raschen Erholung. Schon 1947 wurde mit 5,5 Mio. beförderten Passa- gieren ein neuer Allzeitrekord erreicht. Hauptausschlaggebend für die gewalti- ge Zahl an Fahrgästen war vor allem die Tatsache, dass mehr Grazer/innen als je zuvor in die Weststeiermark reisten, um sich dort zu versorgen. Außerdem trans- portierte die GKB viele Besatzungssol- daten und Kriegsgefangene. Bald sollte sich im Passagierbereich jedoch eine Normalisierung bemerkbar machen, die dazu führte, dass die Zahlen wieder deutlich sanken. Das Frachtverkehrs- aufkommen stieg hingegen in Folge der starken Kohlennachfrage stetig und er- reichte 1955 einen Rekordwert von über 2,9 Mio. Tonnen. Das Ende einer Erfolgsgeschichte Letztlich beendete erst die Kohlenkrise den Aufschwung der GKB. Durch das Aufkommen alternativer Brennstoffe und den langsam beginnenden motorisierten Individualverkehr, fiel zunächst die Men- ge der beförderten Güter bis 1963 um ein Drittel. Es zeigte sich, wie stark die GKB vom Kohlenbergbau abhängig war. Die Zukunft sollte aber anderen Energie- trägern gehören. Teilweise wurde dies auch von der Unternehmensführung des Verkehrsbereichs erkannt. So kam es bereits 1953 zur Anschaffung von Schie- nenbussen, die später unter dem Namen „Roter Blitz“ Kultstatus erlangen sollten. Dennoch blieb Kohle noch für lange Zeit auch im Bahnbereich der dominierende Rohstoff des Unternehmens. Tatsächlich wurden noch bis in die frühen 1970er- Jahre Dampflokomotiven gekauft. Zu diesem Zeitpunkt war die Zahl der jähr- lich beförderten Passagiere bereits auf 2,2 Mio. gesunken. Die Ära Kreisky Zu einem Aufschwung kam es in Folge der Schüler/innenfreifahrt. Diese von der Regierung Kreisky beschlossene Maß- nahme führte dazu, dass die Passagier- zahlen bis zum Jahr 1973 wieder die Marke von 3 Mio. überschritten. Noch stärker fiel der Anstieg im Busbereich aus. Dieser nahm generell einen immer größeren Anteil an der Verkehrssparte des Unternehmens ein und erwies sich als äußerst profitabel. Im Schnitt über- stieg in diesen Jahren die Anzahl der mit Bussen beförderten Personen den Wert des Bahnbereichs um das Doppelte. Erst in den letzten Jahrzehnten sollte es zu einer Angleichung kommen. Weniger er- folgreich war unterdessen das Geschäft mit dem Transport von Waren. Da immer mehr Großkunden die Kohlenbeheizung einstellten, ging die Güterverkehrsleis- tung der GKB massiv zurück. Mitte der 1970er fiel die Menge der transportierten Waren erstmals unter das Niveau des II. Weltkrieges zurück. Als Folge der vor- anschreitenden Individualmotorisierung begannen ab den 1980er Jahren auch die Passagierzahlen zu sinken. Zu grö- ßeren Investitionen kam es erst wieder Anfang der 1990er Jahre. Das Unter- nehmen beschloss dabei einen mutigen Schritt zu wagen. Dieser bestand in der Anschaffung von Doppelstockwagen. Damit war man österreichweit Vorreiter. Die ÖBB stellte die ersten Wagen erst später in Dienst. Nur 3 Monate nach der Auslieferung der ersten Doppelstock- wagen kam es am 22. Mai 1993 zum letzten planmäßigen Einsatz des Roten Blitz. Damit endete nach 40 Jahren eine bedeutende Ära in der Geschichte der GKB. Unterdessen ging die Epoche des Kohlenbergbaus in der Weststeiermark langsam ihrem Ende zu. Letztlich führte diese Entwicklung dazu, dass die GKB in ihrer bisherigen Unternehmensstruk- tur nicht mehr zukunftsfähig war. Daher kam es 1998 zur Spaltung in die Berei- che Bergbau und Verkehr. Die Richtung, welche die nun getrennten Unternehmen einschlugen war grundverschieden. Der Kohlenbergbau wurde wenige Jahre spä- ter eingestellt. Die Spaltung bedeutete für den Verkehrsbetrieb eine neue Chance. Tatsächlich markierte sie den Start in ein erfolgreiches Kapitel. Text: Mag. Dr. Martin Amschl (gek.) Fotos: DI Dr. Franz & GKB_Archiv 160 Jahre GKB / Teil 3 | HISTORISCHE BETRACHTUNGEN Drei Generationen GKB-Fahrzeuge auf einem Bild Mutiger Schritt: Einführung d. ersten Dosto-Garnituren in Österreich
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