Drehscheibe Nr. 88 Dezember 2019

13 Ausgabe 88 - Dezember 2019 | H I STOR I SCHE BETRACHTUNGEN Jahre und die Kosten auf rund 75 Millio- nen Schilling. Obwohl über einen Baube- ginn ernsthaft nachgedacht wurde, kam es nie dazu. Nach dem II. Weltkrieg unter dem Eindruck des Kalten Krieges und des „Eisernen Vorhangs“ war die Idee eine Koralpenbahn mit einem Koralpen- tunnel erneut mehrmals Thema, wurde aber auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht realisiert. Europäische Verkehrspolitik als Initialzündung Erst nach dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union, brachte die vi- sionäre europäische Verkehrspolitik Be- wegung in den Ausbau der Schienen- infrastruktur unseres Landes. Nach der Unterzeichnung einer Absichtserklärung durch die EU-Verkehrsminister/innen im Jahr 2006, wurde 2009 mit ersten Son- dierungen begonnen. Die zukünftige Ko- ralmbahn ist Teil der Neuen Südbahn und der Baltisch-Adriatischen Achse. Diese Verkehrsachse verläuft als internationaler Schienenverkehrskorridor vom italieni- schen Bologna über Villach, Klagenfurt und St. Andrä in Kärnten, durch den Tun- nel in die Steiermark nach Deutschlands- berg und über Graz via Wien bzw. War- schau bis nach Danzig an der polnischen Ostsee. Bis zu 30 Prozent der etwa 5,5 Milliarden Euro Baukosten werden aus EU-Mitteln finanziert. Die Koralmbahn - Ein Jahrhundert- projekt Das Kernstück der 127 Kilometer langen, normalspurigen Koralmbahn ist der 32,8 Kilometer lange Koralmtunnel. Auf der Hochleistungsstrecke sollen zukünftig Geschwindigkeiten von bis zu 250 km/h möglich sein. Die Reisedauer von Graz nach Klagenfurt reduziert sich dadurch auf rund eine Stunde und in der West- steiermark und in St. Andrä werden drei neue Bahnhöfe errichtet. Die Fertigstel- lung soll 2025/2026 im Zusammenhang mit der Fertigstellung des Semmering- Basistunnels erfolgen. Neben dem Ko- ralmtunnel, der als Herzstück in meh- reren Baulosen von der Steiermark und Kärnten aus in Angriff genommen wurde und in dem mehrere große Tunnelbau- maschinen zum Einsatz kommen, wer- den auch diverse Kunstbauten und eine zweigleisige elektrifizierte Strecke errich- tet. Die Koralmbahn wurde nachhaltig konzipiert, erfüllt alle Umweltschutzvor- gaben und sorgt bereits jetzt für eine Auf- wertung der Region Südweststeiermark. Nach der Fertigstellung von Koralmbahn und Semmering-Basistunnel werden sich für die Steiermark völlig neue logistische Möglichkeiten ergeben. Die GKB fährt auf der Koralmbahn Seit Juli 2008 benützt die Wieserbahn bereits einen Teil der fertiggestellten Ko- ralmbahnstrecke für den planmäßigen Verkehr. Seit dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2010 wird die S6 der GKB von Graz nach Wies-Eibiswald über die Südbahn und die Koralmbahn geführt. Damit werden die Haltestelle Hengsberg und der Bahnhof Wettmannstätten be- dient. Die Fahrzeit auf der Relation Graz– Deutschlandsberg verkürzte sich von 55 auf 40 Minuten, die S61 verkehrt über das Oisnitztal. Text: Mag. E. Suppan / Fotos: ÖBB & GKB_Ferk Moderner Schienenbauzug beim Bau der Koralmbahnstrecke (r.) Bohrschild der Tunnelbaumaschine beim ersten Tunneldurchschlag (l.) Züge der GKB befahren planmäßig die Koralmbahn

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