Drehscheibe Nr. 87 September 2019

13 Ausgabe 87 - September 2019 | H I STOR I SCHE BETRACHTUNGEN nennetz umgespurt. Neben betrieblichen Problemen schränkten aber auch die Gegebenheiten den Eisenbahnverkehr ein. So mussten neue Versorgungs- und Wartungsanlagen für die Dampflokomoti- ven gebaut und Kohle herangeführt wer- den, da die russische Kohle aufgrund der Schlackung für deutsche Dampflokomo- tiven nicht geeignet war. Außerdem kam es in allen von der Wehrmacht besetzten Gebieten zu Betriebsbehinderungen und Schäden, durch die Aktivitäten von Wi- derstandsbewegungen und Partisanen. Eisenbahnlogistik bei den Alliierten Auch bei den Westalliierten und der Roten Armee wurden große Teile des Nachschubs und der Logistik über die Schiene abgewickelt, man konnten sich dabei in der Regel auf wiedererrichtete Infrastruktur und vorhandenes Personal stützen. Aufgrund der Verbringung von Eisenbahnmaterial durch die Wehrmacht, mussten die Alliierten nach der Landung in der Normandie (1944) aber rd. 5000 Eisenbahnfahrzeuge ins befreite Frank- reich bringen, um die Nachschublogistik für die auf Paris vorrückenden alliierten Truppen zu gewährleisten. Eisenbahntruppen nach dem II. Weltkrieg Die Bundeswehr stellte kurz nach ihrer Gründung eine Eisenbahnpionierlehr- und Versuchskompanie auf, sie wurde 1974 aufgelöst. In der DDR gab es bis 1990 Eisenbahnpioniereinheiten und bei der Schweizer Armee existierte bis 2003 der Dienstzweig Militäreisenbahndienst. Das Österreichische Bundesheer stellte nach 1955 keinen vergleichbaren Ver- band auf. Aktuell unterhalten in Europa nur noch Russland und Italien eigene Eisenbahntruppen. Das Eisenbahnpio- nierregiment (ital. Reggimento genio fer- rovieri) des italienischen Heeres war und ist, die einzige Einheit dieser Art in der NATO. Es hat seinen Sitz bei Bologna und besteht aus einem Bau- und einem Betriebsbataillon. Das Regiment unter- hält enge Beziehungen zur italienischen Bahn und ist für die Instandhaltung mi- litärischer Bahnstrecken und Anlagen sowie für den Betrieb mobiler militäri- scher Bahnanlagen zuständig. In Katas- trophenfällen und bei Auslandseinsätzen saniert das italienische Eisenbahnpionier- regiment regelmäßig beschädigte zivile Bahnstrecken oder baut sie neu. Im Rah- men einer Friedensmission im ehemali- gen Jugoslawien reaktivierte das italieni- sche Eisenbahnpionierregiment eine 300 km lange Bahnstrecke in Bosnien und Herzegowina, war aber auch im Kosovo und in Albanien im Einsatz. Text: Mag. E. Suppan / Fotos: VR1 & ÖBH_Miesenböck Militärzug mit Lastkraftwagen und anderem militärischen Gerät auf Niederflurwaggons der ÖBB mit Spanngurten gesichert

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