Drehscheibe Nr. 86 Juni 2019

12 | Ausgabe 86 - Juni 2019 H I STOR I SCHE BETRACHTUNGEN Die Eisenbahn und das Militär / Teil 1- Die Entstehung von Eisenbahntruppen Eisenbahntruppen oder auch Eisen- bahnpioniere, sind spezielle Mili- täreinheiten die sich mit dem Bau, der Reparatur, dem Betrieb oder der Zerstörung von militärisch rele- vanten Eisenbahnstrecken und der dazugehörenden Infrastruktur be- schäftigen. Sie waren Teil der soge- nannten Verkehrstruppen. Mit dem Aufkommen, der raschen Ent- wicklung und der wachsenden Bedeu- tung des Eisenbahnwesens erkannte man, dass die Eisenbahn einen entschei- denden Einfluss auf die Kriegsführung haben konnten. Sie erleichterte u. a. den Transport von Truppen und Verwunde- ten, schweren Waffen oder Nachschub. Außerdem konnte das angeschlossene Telegraphennetz zur Kommunikation genutzt werden. Bei den meisten Groß- mächten kam es daher, ausgehend von den USA, ab den 1860iger Jahren zur Aufstellung von Eisenbahntruppen. Der amerikanische Bürgerkrieg Bereits im Sezessionskrieg von 1861 - 1865 wurden sämtliche Eisenbahnstre- cken und -anlagen der Nordstaaten in der „U. S. Military Railroad“ zusammen- gefasst. Im Laufe des Krieges wuchs sie zu einem schlagkräftigen Instrument der modernen Kriegsführung heran und umfasste eine Truppe von etwa 25.000 Mann. Sie war in Bauabteilungen mit Unterabteilungen für Strecken- und Brü- ckenbau sowie in Betriebsabteilungen eingeteilt. Insbesondere die Vereinheit- lichung von Technik und Organisation, aber auch die Zusammenführung und Ausbildung von Fachpersonal machten sie zu einem effizienten Logistikapparat, der ein Mitgrund für den Sieg der Union war. Nach dem Bürgerkrieg diente das erworbene Know-how dem Ausbau der Bahn im Westen der USA. Eisenbahntruppen in Europa Der große Einfluss, den die Eisenbahn- truppen im Sezessionskrieg auf den Kriegsverlauf ausübten, veranlasste die europäischen Staaten, ähnliche Verbän- de zu bilden. Im Krieg von 1866 kam es auf beiden Seiten zum Einsatz der Eisenbahn für militärische Zwecke und in Preußen begannen danach die ersten Planungen für eine ständige militärische Organisation des Feldeisenbahnwesens. Auch im deutsch-französischen Krieg von 1870 - 1871 wurden Eisenbahn- abteilungen effizient eingesetzt, so bei der Reparatur zerstörter Brücken und beim Bau der Bahn zur Umgehung der Festung Metz. Nach der Gründung des deutschen Kaiserreiches wurden die Ei- senbahntruppen zusammengefasst und gehörten ab 1899 zu den Verkehrstrup- pen. In der österreichisch-ungarischen Monarchie wurde die k. u. k. Verkehrs- truppenbrigade gegründet. Sie war ein Verband der gemeinsamen Armee und setzte sich aus verschiedenen Spezial- einheiten zusammen. Trotz ihrer Zutei- lung war die Verkehrstruppenbrigade für alle Teile der österreichisch-ungarischen Landstreitkräfte zuständig. Die Brigade setzte sich aus einem Eisenbahnregi- ment, einem Telegraphenregiment, einer Luftschifferabteilung und einer Automo- bilabteilung zusammen. Das Eisenbahn- und Telegraphen- regiment Vorläufer bzw. Kern dieser Verkehrs- truppenbrigade war das am 8. Juli 1883 gegründete k. u. k. Eisenbahn- und Tele- graphenregiment, welches in Korneu- burg in der Erzherzog Albrecht-Kaserne stationiert war. Sein erster Kommandant Gleis- und Trassenbau am Übungsplatz des Eisenbahn- und Telegraphenregiments in NÖ

RkJQdWJsaXNoZXIy NTgxNjc=