Drehscheibe Nr. 85 März 2019

8 | Ausgabe 85 - März 2019 I NTERV I EW / GRAZER BÜRGERME I STER Drehscheibe: Herr Bürgermeister, fah- ren Sie gerne mit dem Zug? Bgm. Nagl: Als Bürgermeister bin ich naturgemäß mehr Fußgänger als Bahn- fahrer. Ich sollte in der Tat öfter zum Bahn fahren kommen! Drehscheibe: Der öffentliche Verkehr „boomt“ aktuell, die Fahrgastzahlen stei- gen seit Jahren und die S-Bahn Steier- mark ist ein Erfolgsprojekt. Wie wichtig ist öffentlicher Verkehr für die Landeshaupt- stadt und wo gibt es noch Entwicklungs- potenzial für den Großraum Graz? Bgm. Nagl: Graz ist seit 2003, damals wurde ich zum ersten Mal zum Bürger- meister gewählt, um die Bevölkerungs- zahl von Villach gewachsen, aber um kei- nen Quadratzentimeter größer geworden. Wir haben mittlerweile rund 60.000 Stu- dierende in der Stadt, mehr als 80.000 Erwerbstätige pendeln täglich nach Graz, rund 30.000 aus der Stadt raus. Ohne Öffis – in der Stadt, wie auch über die Stadtgrenzen hinaus – wäre das gar nicht zu bewältigen. Und alle Trends zeigen, dass diese Entwicklung wohl noch lange nicht abgeschlossen ist. Die Anbindung Richtung Südosten ist in jedem Fall wei- ter zu entwickeln, ebenso die Organisa- tion innerstädtischer Verkehrsflüsse. Drehscheibe: Welchen Stellwert nimmt dabei die GKB ein - Stichwort: Die S-Bahn als echte Stadtbahn? Bgm. Nagl: Die GKB ist sowohl für die innerstädtische schienengebundene Mo- bilität wie auch für den steirischen Zent- ralraum von großer Bedeutung. Bei der Integration im Sinne einer „echten Stadt- bahn“ haben wir noch einiges gemein- sam zu erledigen. Drehscheibe: Nun zum Thema Ver- kehrssicherheit. Die Stadt Graz und unser Unternehmen streben in partner- schaftlicher Zusammenarbeit eine si- chere und zukunftsorientierte Gesamt- lösung für alle Eisenbahnkreuzungen der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH im Stadtgebiet an. Aktuell warten Land, Stadt und GKB auf den Bericht einer im Herbst eingesetzten Expert/in- nenkommission, was erhoffen Sie sich von diesen Erhebungen? Bgm. Nagl: Ihre Frage hat zwei Dimen- sionen: Zum einen sind die Ergebnisse dieser Kommission für das Finden opti- maler Lösungen unverzichtbar. Zum an- deren haben wir aber gerade angesichts des tragischen Unfalls vom September letzten Jahres die Pflicht alles zu tun, dass so etwas nie wieder passiert. Drehscheibe: Welche Bedeutung hat diese Gesamtlösung für die Stadt Graz und welche langfristigen Ziele verfolgt die Stadtregierung? Bgm. Nagl: Wie schon gesagt, ist ur- bane Mobilität, und hier wiederum die schienengebundene, eine Schlüsselfrage für das städtische Leben, vor allem auch für das Miteinander von Stadt, Land und Umland. Zugleich kommen wir in dieser Die GKB ist „für den steirischen Zentralraum von großer Bedeutung“ Das Land Steiermark, die Stadt Graz und die Graz-Köflacher Bahn und Bus- betrieb GmbH kooperieren beim Ausbau von Mobilitätsangeboten und in Verkehrssicherheitsfragen. Die Drehscheibe unterhielt sich mit dem Bürger- meister der steirischen Landeshauptstadt Mag. Siegfried Nagl. Frage auch sehr rasch an die Grenzen unserer Budgets, insbesondere wenn es um überregionale Maßnahmen geht. Im innerstädtischen Bereich werden wir das Straßenbahnnetz im Westen der Stadt, im dem ja die GKB ein wichtiger Anbieter ist, signifikant erweitern, langfristige Pro- jekte wie eine Gondel entlang der Mur als effiziente Nord-Süd-Verbindung sowie eine rasche Schienenverbindung vom Westen durch das Zentrum in den Osten – Stichwort „U-Bahn light“ – dürfen wir nicht aus den Augen verlieren. Drehscheibe: Der massive Infrastruk- turausbau bei der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH ist Teil einer lang- fristigen Entwicklungsstrategie, an deren Ende die Elektrifizierung des Strecken- netzes mit einem umfassenden Mobili- tätsangebot für die Weststeiermark und den Großraum Graz stehen soll. Wie

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