Drehscheibe Nr. 85 März 2019

19 Ausgabe 85 - März 2019 | D I VERS I TY / GANZ KURZE BER I CHTE Den diesjährigen Weltfrauentag am 8. März möch- te ich zum Anlass nehmen, Resümee zu ziehen und einmal dankbar zurück zu blicken. Dank schulden wir den vielen Frauen, aber auch den Männern, die ge- kämpft haben, damit wir alle – Männer, Frauen und andere Geschlechter – heute gleichberechtigt leben können. Dankbar dafür, dass wir Frauen heute (fast) keine Restriktionen mehr erfahren und uns verwirk- lichen können. Zumindest wird uns das immer wie- der gesagt. Natürlich wurde durchaus bereits viel er- reicht, von fairen Arbeitsbedingungen über Wahlrecht zu sexueller Freiheit, was uns heute schon selbstver- ständlich scheint. Auch wenn aktuell in manchen Schulen in Österreich Vereine wie „Teenstar“ Infor- mationen des Inhalts verbreiten dürfen, dass Sex nur unter Heterosexuellen und auch dann ausschließlich mit Heiratsurkunde in Ordnung wäre. Gut, die Kin- derbetreuung ist ausbaufähig und flexible Arbeitszei- ten für Eltern und Papamonate permanent umstrit- ten. Manche sagen, eine Besinnung auf die Familie wäre ohnehin wichtiger und was sind schon ein paar Jahre im Leben einer Frau. Die verdient sowieso we- niger als der Papa oder kann in Teilzeit gehen, denn der Höherverdienende bleibt eher nicht bei den Kin- dern. In vielen Berufsgruppen leider immer noch vor- wiegend genderstereotyp die Frau. Aber wir haben viel erreicht, nicht nur im Gender-Mainstreaming, sondern überhaupt – nicht nur in der sprachlichen Gleichstellung, die immer noch diskussionswürdig ist. Feminismus wird kaum noch als Schimpfwort be- trachtet und die Emanzen nur mehr selten kritisiert. Wir haben viel erreicht. Endlich, denn nun kann man sich auf den Errungenschaften und Lorbeeren aus- ruhen, um Lieder von einheimischen Lederhosenträ- gern zu johlen und sich die gute alte Zeit wieder her- bei zu wünschen. Damit die Emanzen auch weiterhin etwas zu kämpfen oder zu fordern haben und nicht mehr mitgemeint sein wollen. Denn im Grunde ist ja schon alles erreicht. Oder etwa doch nicht??!! Mag.a Kerstin Hernler, MBA Diversitybeauftragte der GKB Gedanken zum Weltfrauentag Eisenbahner und Arbeiterkammervizepräsident Gernot Acko (r.) im Interview m. d. DS Drehscheibe: Herr Vizepräsident Acko, was tut die Arbeiterkammer für uns Arbeitnehmer/innen? G. Acko: Die Arbeiterkammer ist die gesetzliche Interessenvertretung der Arbeitnehmer/innen. Als wichtiger Teil der Sozialpartnerschaft bringt sich die AK in die Begutachtung von Ge- setzen ein und bezieht in wichtigen, die Arbeitnehmer/innen betreffenden Themen Stellung. Neben dieser poli- tischen Interessenvertretung ist die AK aber auch eine effiziente Service- einrichtung. In den Kernbereichen Ar- beitsrecht, Sozialrecht, Insolvenzrecht, Konsumentenschutz, in Fragen des Steuerrechts oder in Bildungsfragen werden die Expert/innen der Arbei- terkammer jährlich mehr als 220.000 Mal kontaktiert. 2018 wurde knapp 64 Mio. Euro für die Mitglieder erkämpft. Drehscheibe: Warum ist es wichtig, zu Arbeiterkammerwahlen zu gehen? G. Acko: Weil die Arbeiterkammer eine unabhängige Selbstverwaltungs- körperschaft ist, in der die Mitglieder bei den AK-Wahlen über die Zusam- mensetzung der Vollversammlung ent- scheiden, die dann aus ihrer Mitte den Präsidenten wählt. In der Steiermark finden die AK-Wahlen von 28. März bis 10. April statt. In vielen Betrieben haben die Mitglieder die Möglichkeit, direkt im Betrieb zu wählen. Alle an- deren können sich per Briefwahl be- teiligen. Drehscheibe: Sie sind auch Kan- didat. Welche Schwerpunkte will Ihre Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter/innen (FSG) in der nächsten Legislaturperiode setzen? G. Acko: Als FSG haben wir uns unter anderem dem Infrastrukturaus- bau im Bahnbereich verschrieben, ein Themenbereich, der mir als Be- triebsrat der ÖBB und als Vorsitzen- dem des Verkehrsausschusses der AK ein besonderes Anliegen ist. Die Baltisch-Adriatische Achse mit der Koralmbahn durch die Weststeiermark oder die Phyrnachse sind Jahrhun- dertprojekte und schaffen Arbeitsplät- ze. In der Weststeiermark ist uns der Ausbau der S7 und die Elektrifizierung der GKB wichtig. Aber auch der Aus- bau des Öffentlichen Verkehrs in Graz mit der Innenstadtentflechtung mit der Umfahrung der Herrengasse und mehr P&R-Parkplätze am Stadtrand bzw. im Umland sind uns ein Anliegen. Zusätzlich wollen wir mit vergünstigten Fahrkarten für Pendler/innen um jähr- lich 365 Euro für die Jahreskarte und mit dem Top-Ticket um 75 Euro für Jugendliche die Tarife attraktivieren. Die Regulierung von Verkehrsströmen ist ein der großen Fragen der Zukunft. Die FSG stellt sich aber auch gegen Lohn- und Sozialdumping, widmet sich Sozialthemen und hat die richti- gen Konzepte für alle Fragestellungen, die die Arbeitnehmer/innen betreffen. Drehscheibe: Danke fürs Interview!

RkJQdWJsaXNoZXIy NTgxNjc=