Drehscheibe Nr. 85 März 2019

12 | Ausgabe 85 - März 2019 H I STOR I SCHE BETRACHTUNGEN / FRAUENTAG Frauen bei der Eisenbahn - Die lange Fahrt in Richtung Gleichstellung Anlässlich des Weltfrauentages wur- de auch heuer wieder ein genauer Blick auf die Situation der Frauen in Österreich geworfen. Betrachtet man diese aus historischer Sicht, lassen sich in vielen Bereichen gro- ße Fortschritte feststellen. Beginnend mit der Einführung des Frau- enwahlrechts schufen zahlreiche Geset- ze und Verordnungen die Basis für den Wandel der weiblichen Rolle in der Ge- sellschaft. An dieser Stelle sei nur die große Familienrechtsreform des Jahres 1975 erwähnt. Tatsächlich kommt unse- re Gesellschaft einer vollen Gleichbe- rechtigung der Geschlechter Schritt für Schritt näher. Jedoch gibt es, angefan- gen bei den noch immer vorhandenen Lohnunterschieden, zahlreiche Bereiche in denen Frauen benachteiligt sind. Dies darf aber nicht über die Tatsache hin- wegtäuschen, dass sich die Dinge in die richtige Richtung entwickeln. Ein Blick auf die Geschichte der Frauen im Eisen- bahndienst ist in diesem Zusammen- hang aufschlussreich. Wir laden Sie dazu ein, uns auf einer Fahrt durch die lange Geschichte der Frauen im Dienst der ös- terreichischen Eisenbahn zu begleiten. Station 1: Von der Monarchie zur II. Republik Bereits die Errichtung des Eisenbahn- netzes im frühen und mittleren 19. Jahr- hundert erfolgte mit Hilfe von Frauen. Sie erledigten im Zuge der Bauarbeiten meist unterstützende Tätigkeiten. Wann die erste Frau in den Eisenbahndienst eintrat, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Fest steht, dass es 1877 bereits drei Gruppen von weiblichen Bedienste- ten – die Angestellten, die mithelfenden Familienangehörigen und die Arbeiterin- nen – gab. Frauen waren jedoch eine kaum wahrnehmbare Minderheit. 1884 befanden sich unter den 34.000 Eisen- bahnern der k.u.k. Monarchie lediglich 123 Frauen. Ob im Bahnbetrieb der GKB zu diesem Zeitpunkt Frauen beschäftigt waren ist nicht bekannt. In den Bergbau- betrieben der Weststeiermark nahm eine Frau jedoch bereits eine führende Posi- tion ein, was im späten 19. Jahrhundert eine absolute Rarität war. Dabei handelte es sich um Ludovika Zang. Ihr gehörten die Zangtaler Gruben auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Voitsberg. Von Mi- chael Schacherl, einem Pionier der stei- rischen Sozialdemokratie, wurde sie als „patriotisch-kaisertreue, aber persönlich Fahrdienstleiterin der GKB an einem Bahnhof der Sulmtalbahn in den 1960iger Jahren

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