Drehscheibe Nr. 84 Dezember 2018

8 | Ausgabe 84 - Dezember 2018 I NTERV I EW / IMPULSGEBER DER GKB Drehscheibe: Herr Bundesminister a. D. Mag. Dr. Einem, Sie haben vor zwan- zig Jahren als Verkehrsminister die Trans- formation der GKB von der Regionalbahn zur international erfolgreichen Unterneh- mensgruppe angestoßen. War diese Ent- wicklung im Jahr 1998 vorstellbar? BM a. D. Einem: Ich wollte damals ein weiteres Eisenbahnunternehmen im Eigentum der öffentlichen Hand, das ei- nen vernünftigen Weg der Einführung von Wettbewerb auf der Schiene vormachen könnte. Es sollten neue Geschäftsmög- lichkeiten für die Bahn in und um Öster- reich gefunden und entwickelt werden und nicht bloß Rosinenpickerei auf den Hauptstrecken der ÖBB. Diesen Weg ist die GKB gegangen und hat gezeigt, dass man damit Erfolg haben kann. Konnte man die Entwicklung, die die GKB ge- nommen hat in den letzten 20 Jahren vorhersehen? Nein, aber man konnte erwarten, dass bei entsprechender Füh- rung und Unterstützung durch den Ei- gentümer und den Aufsichtsrat Chancen ergriffen werden würden. Drehscheibe: Herr Dr. Einem! Herr Ge- neraldirektor Weintögl! Was sind aus Ihrer Sicht die markantesten Meilensteine der jüngeren Unternehmensgeschichte? BM a. D. Einem: Zweifellos sind die Aktivitäten, die die GKB über Österreich hinaus ergriffen hat bemerkenswert: die Erschließung des Bahnverkehrs mit dem Hafen von Koper war jahrelang nicht ge- lungen. Die GKB hat es geschafft. Die Kooperation mit privaten Unternehmen für Gütertransporte in und aus Oberös- terreich, der Gewinn von Strecken und Regionalverkehren in Deutschland. GD Weintögl: Ja, stimmt. Die strateg- ische Partnerschaft mit Rhenus brachte auf jeden Fall große Vorteile für die wirt- schaftlichen Aktivitäten der GKB-/LTE-/ ADT-Unternehmensgruppe in Zentral- und Westeuropa. Die ohnehin sehr gute Performance der LTE in Europa wurde dadurch noch „gepusht“. Der Einstieg in die westeuropäischen Märkte oder die Shuttle-Verbindung nach Nordchina sind dabei echte Meilensteine. In Zukunft sehen wir großes Geschäftspotenzial in Süd- und Südosteuropa. Drehscheibe: Der öffentliche Verkehr in der Steiermark „boomt“ aktuell, die Fahrgastzahlen steigen seit Jahren und die S-Bahn Steiermark ist ein echtes Er- folgsprojekt. Wo gibt es Ihrer Meinung nach, noch Entwicklungspotenzial im Regionalverkehr? BM a. D. Einem: Um diese Frage kompetent zu beantworten fehlt mir das spezielle „Know-how“. Sicher ist lediglich eines: der Drang in umweltfreundliche und leistungsstarke öffentliche Verkehrs- mittel wird auch weiter zunehmen – vor allem im Umfeld der Ballungszentren. Das ist eine notwendige Konsequenz der Bemühungen um Nachhaltigkeit und Kli- mapolitik, ganz abgesehen davon, dass es auch eine Optimierung der Kosten für die Nutzer der Bahn und der Buslinien ist. Drehscheibe: Herr Generaldirektor, der Bau der Koralmbahn und des Semme- ring-Basistunnels bringt große Entwick- lungsmöglichkeiten für das Bahnland Steiermark. Wo sehen Sie die Chancen für unsere Unternehmensgruppe? GD Weintögl: Durch die Anbindung der Weststeiermark an die Transeuropäi- schen Netze (TEN) wird es zu einer mas- siven Aufwertung der Region kommen. Diese beiden großen Infrastrukturprojekte lassen außerdem eine Elektrifizierung der GKB-Strecken sinnvoll erscheinen, da dies - auch im Sinne der Nachhaltigkeit - massive wirtschaftliche und umwelt- schutztechnische Vorteile bringen würde. Außerdem profitiert die gesamte Unter- nehmensgruppe von den logistischen Möglichkeiten, die diese Projekte mit sich bringen. Drehscheibe: Stichwort: Elektrifizie- rung! Unser Unternehmen definiert im ak- tuellen Strategiepapier dieses Infrastruk- turprojekt als wichtiges Entwicklungsziel. Meine Herren, wie beurteilen Sie als (ehemalige) Lenker der GKB-Geschicke diese Überlegungen zum elektrifizierten Ausbau? GD Weintögl: Durch das Jahrhundert- „GKB hat es geschafft“ Die Drehscheibe unterhielt sich anlässlich des 20jährigen Jubiläums der GKB als eigenständiges Eisenbahnunternehmen im Eigentum der Republik mit Bundesverkehrsminister a. D. Dr. Caspar Einem und Generaldirektor KR Mag. Franz Weintögl über die Vergangenheit und die Zukunft der GKB. Der Impulsgeber der modernen GKB: BM a. D. Dr. Caspar

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