Drehscheibe Nr. 83 September 2018

9 Ausgabe 83 - September 2018 | WEGBEGLE I TER I N DER GKB / I NTERV I EW Drehscheibe: Frau Mag. Lutter, Sie waren eine der ersten Aufsichtsrätinnen der GKB. Wie haben Sie die Pha- se der Unternehmensum- strukturierung erlebt? Mag. Lutter: Die GKB hat sich in den letzten 20 Jahren zu einem sehr erfolgreichen eigenständigen Eisenbahn- unternehmen gemausert. Ge- meinsam mit dem Generaldi- rektor Franz Weintögl durfte ich von der ersten Stunde an dabei sein, als die Eisen- bahn und der Bergbau ge- sellschaftsrechtlich getrennt wurden. Es gab damals sehr viele und zähe Verhandlun- gen, die sich aber wie man sieht ausgezahlt haben. Der Dank dafür gilt in erster Linie den unermüdlichen Aktivitäten des Generaldirektors Franz Weintögl und seinem Team. Von der Struktur her ist das Unternehmen nicht mehr wie- der zu erkennen. Drehscheibe: Die GKB hat sich in den letzten zwei Jahr- zehnten von einer Regional- bahn zur wirtschaftlich sehr erfolgreichen Unternehmens- gruppe entwickelt. Wie be- urteilen Sie die Performance der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH? Mag. Lutter: Was soll man dazu sagen – wenn man er- folgreich ist, dann stimmt auch die Performance, sonst wäre man nicht erfolgreich. Ob beim Bus, beim Personenver- kehr oder beim Güterverkehr, überall ist sehr viel gesche- hen, sowohl bei der Beschaf- fung von neuen Bussen oder Eisenbahntriebfahrzeugen, die übrigens auch sehr gut bei den Pendlern ankommen, als auch beim Gütergeschäft. Es ist hier der internationale Weg beschritten worden und das sehr bald nach der Einführung der Schienenliberalisierung in Österreich und in der EU im Jahr 2000. Die GKB bzw. ihre gemeinsame Tochter mit der PORR, die LTE, war der Vor- reiter der Liberalisierung im Güterverkehr. Auch damals kann ich mich sehr gut erin- nern, wie hartnäckig die Ge- schäftsführung war, die rasch auf den liberalisierten Markt drängte aber auch sehr gute Konzepte dafür hatte. Na- türlich war und ist auch der Schienenausbau für die GKB ein wichtiges Thema. Die Ko- ralmbahn eröffnet der GKB zukünftig eine riesige Chance. Drehscheibe: Die Infra- strukturprojekte Koralmbahn und SBT bringen für die Stei- ermark, aber auch die GKB große Entwicklungsmöglich- keiten. Wo sehen Sie mögli- che Chancen für die GKB? Mag. Lutter: Durch eine mögliche Elektrifizierung des GKB-Netzes kann die GKB noch umweltfreundlicher werden. E-Mobility ist in aller Munde und man konzentriert sich heute v. a. darauf, wie kann man die erste und letzte Meile sowohl im GV als auch im PV CO2 neutral anbieten. Hier gibt es zahlreiche Mög- lichkeiten und es entstehen dabei ganz neue Mobilitäts- lösungen. Aber es macht umso mehr Sinn wenn auch die Hauptader nämlich der Zugverkehr elektrisch betrie- ben wird. Wir sehen westlich von Wien durch den Ausbau der Westbahnstrecke, wo die Fahrzeit von Wien nach Salz- burg nur mehr 2 Std. 20 be- trägt, wie sehr die Menschen auf die Bahn umgestiegen sind. Und dieser Ausbau ist jetzt im Süden schon sehr dringend und notwendig ge- wesen. Wir leben heute in einer sehr bewegten Zeit, wo auch alles ein bisschen schneller gehen muss und wenn man sich hier die Süd- bahnstrecke anschaut und entscheiden muss, fahr ich mit dem Auto weniger als 2 Stunden nach Graz oder mit dem Zug, wo das Reisen zwar viel angenehmer aber doch um eine dreiviertel Stun- de länger dauert, dann ent- scheidet man sich sehr oft für das Auto. Aber das wird sich sicher nach dem Ausbau ra- sant ändern. Hier wird Auto und Bahn von der Fahrzeit konkurrenzfähig was auf der Westbahnstrecke schon sehr gut erkennbar ist. Hier tut der Wettbewerb zwischen den Bahnen nicht mehr so weh, da genug Reisende für alle da sind – alle Züge sind voll und der Verkehr auf der Autobahn wird entlastet. Drehscheibe: Die Fahr- gastzahlen im öffentlichen Verkehr steigen seit Jahren und die S-Bahn Steiermark ist erfolgreich unterwegs. Wo gibt es, aus Ihrer Sicht, noch Entwicklungsmöglichkeiten im Regionalverkehr unseres Bundeslandes? Mag. Lutter: Die GKB steht mittlerweile für eine sehr mo- derne und umweltfreund- liche Verbindung zwischen Graz und der Weststeiermark und ist dort auch nicht mehr wegzudenken. Eine Umwelt- verbesserung würde, wie ich auch schon gesagt habe, die Elektrifizierung bringen; emis- sionsfrei unterwegs zu sein bringt auch für den Umwelt- schutz und somit für die Men- schen am meisten. Die Elek- trifizierung ermöglich auch weitere Taktverdichtungen, die für viele Menschen den Umstieg auf die Bahn erleich- tern. Drehscheibe: Die GKB hat im aktuellen Strategiepapier des Unternehmens, die Elek- trifizierung des gesamten Streckennetzes als wichti- ges Entwicklungsziel festge- schrieben. Wie beurteilen Sie, als ehemalige Aufsichtsrätin, diese Überlegungen? Mag. Lutter: Natürlich als sehr gut und ich wünsche der GKB dabei viel Erfolg und freue mich schon, wenn ich die erste Fahrt in der West- steiermark „unter Strom“ ma- chen kann. Drehscheibe: Wir danken Ihnen für das Interview! Die studierte Betriebswirtin Gabriele Lutter startete ihre berufliche Karriere bei den Öster- reichischen Bundesbahnen (ÖBB). Nach einem Wechsel ins Bundesministerium für öffentliche Wirtschaft und Verkehr kehrte Mag. Gabriele Lut- ter zu ihrem früheren Dienstgeber zurück, dort wurde die gebürtige Wienerin 2007 Vorstands- direktorin der ÖBB-Personenverkehrs AG. Nach- dem sie als Geschäftsführerin mehrere Jahre lang die ASFINAG Maut Service GmbH managte, ist Mag. Gabriele Lutter nun erneut im größten ös- terreichischen Bahnkonzern tätig.

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