Drehscheibe Nr. 82 Juni 2018

8 | Ausgabe 82 - Juni 2018 I NTERV I EW / VERKEHRSMI N I STER Drehscheibe: Herr Bundesminister, benutzen Sie gerne öffentliche Verkehrs- mittel? BM Hofer: Seit meinem Amtsantritt als Verkehrsminister leider weniger als davor – aufgrund der nicht optimalen Verkehrs- anbindung des südlichen Burgenlandes leider sehr wenig. Eine meiner Aufgaben ist daher die bessere Erschließung des ländlichen Raumes mit öffentlichen Ver- kehrsmitteln. Drehscheibe: Sie wurden erst vor einem halben Jahr zum Verkehrsminis- ter bestellt, was steht für die kommen- de Legislaturperiode auf Ihrer Agenda? Welche „Leuchtturmprojekte“ wollen Sie umsetzen? BM Hofer: Ich habe das Glück, dass das BMVIT unglaublich viele spannende Projekte in den Bereichen Verkehr und Forschung bietet. Die Liste der Projek- te ist tatsächlich sehr lange. Die ersten Vorhaben werden ab Sommer sichtbar sein. Wir beginnen mit den Politprojekten für die temporäre Pannenstreifenfreiga- be sowie mit der Teststrecke für Tempo 140 auf Autobahnen. Es folgen dann „Rechts abbiegen bei Rot“ in Linz und Wels. Das sind alles wichtige Projekte für mein Hauptanliegen, die Flüssigkeit des Verkehrs. Genauso wichtig ist aber auch, dass wir weiterhin kräftig in die Bahn-In- frastruktur investieren. Bis 2023 wer- den 13,9 Milliarden für den Ausbau der Schiene in die Hand genommen – das ist ein noch nie dagewesener Rekordwert und doppelt wichtig. Wir müssen mehr Menschen und Güter von der Straße auf die Schiene bringen. Damit leisten wir auch einen großen Beitrag zur Errei- chung unserer ehrgeizigen Klimaschutz- ziele. Zum anderen entlasten wir damit auch die Ballungszentren, wenn sich die Anzahl der Pendler reduziert. Im Bahnbe- reich sind wir zudem gerade mittendrin in den großen Tunnelbauprojekten Brenner, Koralm und Semmering. Die Südbahn wird dadurch eine kleine Revolution erle- ben. Mit dem Zug in 2h 40min von Wien nach Klagenfurt beziehungsweise in 40 Minuten von Graz nach Klagenfurt. Diese Zeiten schafft niemand auch nur ansatz- weise mit dem Auto, wenn er sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hält. Drehscheibe: Die Bahnbauprojekte Koralmbahn und Semmering-Basistun- nel bringen für die Steiermark, aber auch die GKB-Gruppe große Entwicklungs- möglichkeiten. Wie geht es mit diesen Eisenbahninfrastrukturprojekten in der Zukunft weiter? BM Hofer: Es laufen beide Projekte planmäßig. Beim Koralmtunnel macht uns das Gestein ein wenig Probleme, sodass die Inbetriebnahme auf den Fahr- planwechsel 2025 verschoben werden musste. Es werden beide Projekte so schnell wie möglich fertig gestellt – hier gibt es keine Verschiebungen oder Stre- ckungen der Projekte aus finanziellen Gründen. Der Süden Österreichs braucht diese beiden Tunnel! Drehscheibe: Der öffentliche Verkehr in der Steiermark „boomt“ aktuell, die Fahrgastzahlen steigen seit Jahren und die S-Bahn Steiermark ist ein echtes Er- folgsprojekt. Wo sehen Sie Möglichkeiten zur Weiterentwicklung des Regionalver- kehrs in unserem Bundesland? BM Hofer: Neben der Verbesserung der Infrastruktur sehe ich in der Digitali- sierung des öffentlichen Verkehrs große Chancen. Konkret lassen sich Routen- planungs- und Ticketingsysteme im Sin- ne des Kunden weiterentwickeln. Erheb- liche Potenziale stecken außerdem in der Intermodalität: Wenn Verkehrsmittel wie Bahn, Bus und Micro-ÖV besser mitein- ander verkettet werden, lassen sich auch in der Steiermark noch Verbesserungen für den Regionalverkehr erzielen. Drehscheibe: Die GKB definiert im aktuellen Strategiepapier des Unterneh- mens, die Elektrifizierung des gesamten „Der Süden Österreichs braucht diese Tunnel!“ Der neue Verkehrsminister Ing. Norbert Hofer erläutert im Gespräch mit der Drehscheibe geplante Leuchtturmprojekte, die Zukunft großer Bahnbaupro- jekte und das Entwicklungspotenzial der steirischen Regionalbahnen.

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