Drehscheibe Nr. 82 Juni 2018

12 | Ausgabe 82 - Juni 2018 H I STOR I SCHE BETRACHTUNGEN / ROSEGGER Diese Aktivitäten sind eine Fortsetzung des Rosegger-Impulsjahres 2013 und Höhepunkt eines 5-Jahres-Programms des Landes Steiermark, mit dem das Wir- ken von Peter Rosegger in seiner ganzen Breite abbildet werden soll. Viele große Kulturorganisationen beteiligen sich am Jubiläum. Unsere Gastautorin Direktorin Mag. Kerstin Ogris, die Leiterin des Süd- bahnmuseums in Mürzzuschlag, widmet sich in diesem Beitrag dem Thema "Peter Rosegger und die Eisenbahn": „Wenn die alten Dichter auf dem Pegasus geritten sind, und himmelwärts geflogen, wohlan! Ich bleibe auf der lieben Erde, wähle als Reitpferd das Dampfross und fahre auch nicht schlecht.“ In so mancher Erzählung Peter Roseggers (1843-1918) lässt sich seine Leidenschaft für das neue Verkehrsmittel Eisenbahn herauslesen. Besonders die Erzählung „Das Dampfross mein Pegasus“ ist dafür der literarische Beweis. Bereits als Schü- ler der Grazer Handelsakademie erhielt Rosegger 1865 eine Freikarte der Kron- prinz-Rudolf-Bahn. Somit bekam er die Gelegenheit seine Heimat zu bereisen und kennenzulernen. 1888 machte ihm die Südbahngesellschaft ein besonderes Geschenk. Peter Rosegger erhielt eine Freifahrkarte auf Lebenszeit für die Stre- cken der k.u.k. Südbahngesellschaft. Die Eisenbahnreisen beflügelten seine Fan- tasie. Er sagte selbst, dass nicht Bücher und Professoren sein Schaffen vorder- gründig anregten, sondern dass es die Eisenbahn war. „Wenn je einmal untersucht werden sollte, woher denn diesem „fruchtbaren Poeten” die vielen Dinge in den Kopf gekommen sind, so dürften nicht viele Professoren, nicht viele Bücher genannt werden, aber man würde finden, dass es die k.k. privile- gierte Südbahn war, die ihm freies Geleite gab durch die Schule, in welcher dieser Mensch seine Wissenschaft geholt.“ Rosegger schätzte die Möglichkeiten, welche ihm die Eisenbahn bot: ob auf Vorlesereisen (358 dokumentiert!) oder im privaten Bereich. Zügig von einem Ort zum nächsten zu kommen. Auszusteigen und Gegenden zu erkunden. Kontakt zu seinen Lesern zu haben. Einzelne Ro- mane und Geschichten schrieb er direkt Landschaften welche er unterwegs be- wunderte zu. „Vielleicht ist es, dass ich von der Tauern- kette meine „Schriften des Waldschul- meisters“ holte, vom Hochschwabgebiete den „Gottsucher“, von den Murgeländern „Jakob den Letzten“, von den kroatischen Ländern „Martin den Mann“, von den Ufern des Eisack den „Peter Mahr“, und manch anderes Buch von unterwegs.“ Doch trotz dieser Reisefreudigkeit war es seine Heimat die Steiermark die ihn Zeit seines Lebens fesselte. Und eben diese verband er mit den Eisenbahnstrecken der k. k. priv. Südbahn Gesellschaft. „Mir das Liebste auf der Welt aber liegt an der Südbahn. Die Waldheimat, mein Graz, das große Wien. Die Stränge die- ser Bahn gehen hinauf gegen die Glet- scherwelt, sie gehen hinab ans Meer; sie durchziehen die allerschönsten Länder. Und diese Länder mit ihren Naturherrlich- keiten, mit ihren eigentümlichen Völker- schaften, hat die Südbahn mir zum Ge- schenke gemacht.“ „Mit treuem Gruß Peter Rosegger Besitzer der Eisernen Krone III. Classe Des Preußischen Kronenordens II. Classe Der k.k. priv. Südbahnkarte I. Classe“ Die Zitate sind Auszüge aus dem Text „Das Dampfross mein Pegasus“ von 1896. Die Signatur „Mit treuem Gruß“ setzte er unter einen Brief an Heinrich Freiheim, Südbahnbeamter. >> „Ich gehöre nicht zu solchen, die das Eisenbahnwesen für den Tod der Reisepoesie halten...“ Peter Rosegger Peter Rosegger als (Bahn-)Reisender Mit zahlreichen Ausstellungen, Veranstaltungen und Initiativen im gesamten Bundesland gedenkt die Steiermark im Jahr 2018 des 100. Todestages von Peter Rosegger und feiert seinen 175. Geburtstag. Die Aktivitäten sollen den Heimatdichter und Schriftsteller den Menschen stärker ins Bewusstsein ru- fen, aber auch bislang unbekannte Aspekte von Rosegger thematisieren.

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