Drehscheibe Nr. 80 Dezember 2017

6 | Ausgabe 80 - Dezember 2017 I NTERV I EW / AUFS I CHTSRAT Drehscheibe: Herr Bürgermeister, Sie sind als begeisterter Bahnfahrer bekannt. Warum benutzen Sie gerne öffentliche Verkehrsmittel? AR Wallner: Ich nutze öffentliche Ver- kehrsmittel regelmäßig und gerne. Die Nutzer der „Öffis“ sind ja bei diversen Besprechungen insoweit gefürchtet, da sie 1) pünktlich, 2) entspannt und 3) gut vorbereitet zu den jeweiligen Terminen kommen. Zudem komme ich mit vielen Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch und erfahre einiges über die wirklichen Probleme, Sorgen und Herausforderun- gen, die es zu lösen gibt. Drehscheibe: Als führender Lokal- politiker und langjähriges Mitglied im Aufsichtsrat der GKB sind Sie, was den ÖPNV und die Regionalentwicklung be- trifft sehr affin. Wie beurteilen Sie den schienengebundenen Personennahver- kehr in unserem Bundesland? AR Wallner: Durch neue barrierefreie und komfortable Fahrzeuge, wie zum Beispiel die Stadler GTW ist es gelun- gen, völlig neue Fahrgastpotentiale zu erreichen. Zudem trug die steierische Er- folgsgeschichte „S-Bahn“ ihren Teil zum Erfolg des schienengebundenen Perso- nennahverkehrs bei. Für uns gilt es nun die Intervalldichten, die es in der übrigen Steiermark bereits gibt, auch auf die S6, S61 sowie auf die S7 zu übertragen, um hier noch bestehende Fahrplanlücken aufzufüllen Drehscheibe: Die Bauprojekte Ko- ralmbahn und Semmering-Basistunnel bringen für die Steiermark große Ent- wicklungsmöglichkeiten. Für Deutsch- landsberg gibt es durch den Bau der Ko- ralmbahnstrecke bereits eine schnellere Verbindung nach Graz. Wie wird sich das Jahrhundertprojekt auf die Region, ihre Menschen und die Wirtschaft der West- steiermark auswirken? AR Wallner: Fahrzeiten von ca. 40 Mi- nuten ins Zentrum nach Graz sind kon- kurrenzlos und auch mit dem Auto nicht zu erreichen. Die teilweise Nutzung der Neubaustrecke zeigt bereits, welches Potential zukünftig in der Koralmbahn steckt. Mit der Fertigstellung 2023/2024 werden sich völlig neue Verbindungen und Erreichbarkeiten auftun – sei es in der Öffnung des Kärntner Raums für Bil- dung und Tourismus, als auch für den Lavanttaler Arbeitsmarkt, der nun die Po- tentiale in der Südweststeiermark und im Grazer Raum nutzen kann. Drehscheibe: Die GKB definiert die Elektrifizierung des Streckennetzes als mittelfristiges Ziel. Wie stehen Sie als Bürgermeister von Deutschlandsberg zu diesem ambitionierten Plan? AR Wallner: Es wird viel über neue For- men der Mobilität und Antriebskonzepte auf der Straße gesprochen. Für Elektro- autos werden hohe Förderungen bezahlt und Steuererleichterungen in Aussicht gestellt. Dabei wäre Elektromobilität auf der Schiene genauso wichtig. Ich denke dabei sowohl an die GKB als auch an die Steirische Ostbahn. Mit vergleichsweise geringen Mitteln könnte hier für beide Re- gionen langfristiger, umweltfreundlicher Nutzen erzielt werden. Fazit: Die Elektri- fizierung der GKB macht Sinn und muss kommen! Drehscheibe: Wie stehen Sie zur an- gedachten Weiterführung der GKB-Stre- cke nach Eibiswald? AR Wallner: Regionen, die an den schienengebundenen Nahverkehr an- geschlossen sind, entwickeln sich lang- fristig besser und bieten den Menschen hohe Lebensqualität. Ich hoffe, dass die Sanfte Mobilität: "Die Elektrifizierung der GKB macht Sinn und muss kommen!" Aufsichtsrat Bürgermeister Mag. Josef Wallner im Interview über Bahnausbau, Regionalentwicklung und die Zukunft der GKB Der Südweststeirer Josef Wall- ner absolvierte nach der Matura am BORG Deutschlandsberg, ei- nen Lehrgang für Vermessungs- wesen an der HTL Lebergasse in Wien und schloss nach dieser Ausbildung ein Diplomstudium der Rechtswissenschaften an der KFU Graz ab. Mag. Wallner wurde danach Leiter der Inter- nen Revision des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswe- sen für ganz Österreich. Im De- zember 1999 wurde er erstmals zum Bürgermeister der Stadt Deutschlandsberg gewählt und benützt, als „eisenbahnaffiner“ Fahrgast, fast täglich die Bahn. Bürgermeister Wallner ist Mit- glied des Aufsichtsrates der GKB. Er setzt sich seit Jahren für die Verbesserung der öffentli- chen Mobilität in der Region ein.

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