Drehscheibe Nr. 79 September 2017

6 | Ausgabe 79 - September 2017 I NTERV I EW / I NFRASTRUKTURMI N I STER Drehscheibe: Herr Bundesminister, Sie sind erst seit 1 ½ Jahren im Amt. Was konnte trotz der vorgezogenen National- ratswahlen bereits umgesetzt werden? BM Leichtfried: So einiges. Mit höhe- ren Strafen bei Angriffen gegen Öffi-Per- sonal ist es mir gelungen, einen wichtigen Sicherheitsschwerpunkt im Bahnverkehr zu setzen. Um den Straßenverkehr sau- berer zu machen, setzen wir auf E-Au- tos. Dafür haben wir ein Förderpaket geschnürt, um mehr E-Autos auf unsere Straßen zu bekommen. Mit dem neuen Forschungszentrum „Silicon Austria“ und der Testmöglichkeit für selbstfahrende Fahrzeuge stärken wir den heimischen Wirtschaftsstandort. Und für den Süden Österreichs haben wir ein 12 Milliarden Euro schweres Investitionspaket für zu- verlässige Schiene, sichere Straßen, In- ternet und Forschung geschnürt. Natür- lich wäre noch mehr gegangen, wenn es der Koalitionspartner ÖVP nicht so eilig gehabt hätte, Neuwahlen vom Zaun zu brechen. Drehscheibe: Sie haben zuerst als Landesrat und danach als Minister den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in der Steiermark vorangetrieben. Wie be- urteilen Sie die aktuelle Entwicklung des schienengebundenen Personennahver- kehrs in unserem Bundesland? BM Leichtfried: Als Steirer ist für mich eines ganz klar: Der Wirtschafts- aufschwung muss bei den Menschen in den Regionen ankommen. Um das zu schaffen, braucht es auch einen gut aus- gebauten Regionalverkehr, wie etwa die neue S-Bahn in der Obersteiermark. Und wir müssen Mikro-Öffis nach dem steiri- schen Vorbild ausbauen – Sammeltaxis oder Gemeindebusse schließen die Lü- cke zwischen Wohnort und Bahnhof oder Sportverein. Aber natürlich prägen der Semmeringbasistunnel und die Koralm- bahn den steirischen Schienenverkehr. Das sind Jahrhundertprojekte, die die Mobilität von Generationen verbessern, unseren Wirtschaftsstandort stärken und tausende Arbeitsplätze für die Steirerin- nen und Steirern schaffen und sichern. Drehscheibe: Stichwort: „Neue Süd- bahn“! Die Bauprojekte Koralmbahn und Semmering-Basistunnel bringen für die Steiermark große Entwicklungsmöglich- keiten. Wie geht es mit diesen Eisen- bahninfrastrukturprojekten in der nächs- ten Legislaturperiode weiter? BM Leichtfried: Bei so großen Projek- ten werden die Weichen auf viele Jahre gestellt. Die Koralmbahn wird im Jahr 2023 in Betrieb gehen, der Semmering- basistunnel 2026. Beide Projekte sichern Tausende Jobs in den Regionen und brin- gen für die Fahrgäste kürzere Fahrzeiten. Graz – Klagenfurt wird mit 45 Minuten Fahrzeit zur Pendlerstrecke. Da werden auch für die GKB neue Chancen entste- hen, etwa mit dem neuen Intercitybahn- hof, der Nah- und Fernverkehr verknüpft. Aber auch abseits der Großprojekte investieren wir gezielt in neue Park&Ri- de-Anlagen und die Modernisierung von Strecken und Bahnhöfen. Drehscheibe: Das BMVIT hat sich un- ter Ihrer Führung sehr intensiv mit dem Ausbau der Elektromobilität beschäftigt. Wie beurteilen Sie die Entwicklungsmög- lichkeiten neuer, umweltfreundlicher Mo- bilitätsangebote? BM Leichtfried: Wenn wir über um- weltfreundlichen Verkehr reden, stehen die Öffis klar an oberster Stelle. Die Bahn "Der Aufschwung muss in den Regionen ankommen" Infrastrukturminister Jörg Leichtfried im Interview über den Bahnausbau, Elektro- mobilität und die Breitbandoffensive BM Mag. Jörg Leichtfried ist passionierter Bahnfahrer Infrastrukturminister Mag. Jörg Leichtfried im Interview

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