8 | Ausgabe 112 - Dezember 2025 Drehscheibe: Herr Landeshauptmann! Sie sind nun seit rund einem Jahr im Amt, wie haben Sie diese Zeit erlebt? LH Kunasek: Es war einerseits ein sehr arbeitsintensives Jahr, in dem wir bereits wichtige Vorhaben unseres Regierungsprogramms abgearbeitet haben und andererseits habe ich in dieser Zeit viele wertschätzende Begegnungen mit positiven Menschen erleben dürfen. Es ist uns gelungen, in einer wirtschaftlich herausfordernden Zeit zwei Sparbudgets zu erstellen und die bislang steigende Schuldendynamik umzukehren. Weiters haben wir das erste Deregulierungsgesetz, die Reform der Sozialunterstützung und die Einführung der Sachleistungskarte auf den Weg gebracht. Ich freue mich schon auf das kommende Jahr, es warten bereits wieder viele herausfordernde Projekte und wertvolle Begegnungen auf mich. Drehscheibe: Welche Schwerpunkte möchte die steirische Landesregierung im Verkehrs- und Mobilitätsbereich in dieser Legislaturperiode setzen? LH Kunasek: Verkehrswege sind die Lebensadern unserer Steiermark. Nur eine funktionierende Straßen- und Schieneninfrastruktur kann die Anbindung sämtlicher Regionen an Ballungszentren gewährleisten. Zukunftsweisende Verkehrsprojekte geben der Steiermark neuen Schwung und zeigen, wie mutige Investitionen Wege in eine moderne, starke „Die Koralmbahn [ ... rückt ] die Region Weststeiermark ins Zentrum.“ Die Drehscheibe interviewte für diese Ausgabe den steirischen Landeshauptmann Mario Kunasek zum Koralmbahnstart. Die Redaktion sprach mit ihm aber auch über den Ausbau des öffentlichen Verkehrs im Land, den elektrischen Betrieb bei der GKB und die Zukunft der Mobilität. und gut vernetzte Zukunft eröffnen. Mit Bundesminister Peter Hanke gibt es jetzt jemanden in der Bundesregierung, der die Realität kennt! So werden nun Straßenprojekte wie der Ausbau der A9 zwischen Graz-West und Wildon, der S36 zwischen Judenburg und St. Georgen und die A2-Anschlussstelle in Hart bei Graz wieder mit Hochdruck verfolgt. Und im Bereich der Schiene überstrahlt ja aktuell die Inbetriebnahme der Koralmbahn sowieso alles – und das völlig zu Recht. Schneller, Öfter, Steiermark – die Koralmbahn bringt’s! Drehscheibe: Stichwort: Koralmbahn! Welche Bedeutung hat dieses Jahrhundertprojekt für die Steiermark? LH Kunasek: Die Koralmbahn ist ein Schlüsselprojekt für die Steiermark und weit darüber hinaus. Sie stärkt die Wirtschaft, verbessert den Personenverkehr und macht die Südachse zum Teil des Ostsee-Adria-Korridors – einer der wichtigsten Güterverkehrsrouten Europas. Mit der neuen Verbindung wird der öffentliche Verkehr schneller, attraktiver und komfortabler. Davon profitieren Pendler ebenso wie Unternehmen und der Tourismus, die leichter neue Märkte erschließen können. Die enge Anbindung zwischen der Steiermark und Kärnten eröffnet zudem neue Chancen am Arbeitsmarkt, da grenzüberschreitendes Pendeln deutlich erleichtert wird. Auch wirtschaftlich setzt die Koralmbahn Impulse: Das Cargo Center Graz erhält einen direkten Anschluss und rückt damit näher an den oberitalienischen Raum mit Häfen wie Genua. So kann sich Graz noch stärker als zentraler Logistikstandort im europäischen Güterverkehr positionieren. Drehscheibe: Unser Unternehmen ist ab 14. Dezember 2025 der wichtigste Zubringer zur Koralmbahn. Wie wird das Land den öffentlichen Nahverkehr im Südwesten des Bundeslandes ausbauen? LH Kunasek: Allein die Dimensionen des Bahnhofs Weststeiermark in Groß St. Florian, des größten neuen Bahnhofs entlang der Koralmbahn, sind gigantisch. Neun Gleise, mehr als 450 Parkplätze für Reisende, Infrastruktur für E-Mobilität, Zufahrtsmöglichkeit für Busse – auch er entspricht dem Superlativ „Jahrhundertprojekt“ voll und ganz. Und natürlich wird auch das GKB-Angebot im S-Bahn- und RegioBus-Bereich massiv erweitert. Ab dem 14. Dezember fahren in der Weststeiermark um 40 Prozent mehr Züge, vom Bahnhof Weststeiermark ist man in 16 Minuten in Graz und in 38 Minuten in Klagenfurt. Im Busbereich wiederum verkehrt die neue RegioBus-Linie 764 stündlich zwischen Deutschlandsberg und dem Bahnhof, bestehende Linien werden natürlich verdichtet. Die Koralmbahn und das damit einhergehende Angebot rücken die Region Weststeiermark ins Zentrum. Drehscheibe: Abgestimmt auf die Inbetriebnahme der Koralmbahn hat die GKB bereits am 4. August auf der SBahn-Linie S6 den elektrischen Bahnbetrieb aufgenommen: Welche Bedeutung messen Sie der vollständigen Elektrifizierung der weststeirischen Regionalbahnstrecken zu? LH Kunasek: Auch die Elektrifizierung der Steirischen Westbahn ist ein echtes „Jahrhundertprojekt“, für das ja bereits am 4. August der Startschuss fiel. Denn nach 165 Jahren Dampf- und Dieselbetrieb fuhr auf der S6 der erste von einer Elektrolokomotive gezogene Zug der GKB vom Bahnhof Wies-Eibiswald nach Graz Hauptbahnhof. Mit der ElektrifizieINTERVIEW | Landeshauptmann Mario Kunasek
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