17 Ausgabe 107 - September 2024 | LTE-group | GANZ KURZE BERICHTE Zukunftsmusik im europäischen Eisenbahnwesen: Grenzüberschreitender Bahnverkehr ohne Sprachprobleme! also kein Land bevorzugt. Englisch ist relativ einfach zu erlernen und daher bevorzugte Fremdsprache an den meisten europäischen Schulen. Und je früher ich eine Sprache lerne, umso leichter spreche ich diese später im Alltag. Und wenn ich diese Sprache im täglichen Berufsleben nutze, fällt sie mir leichter, als wenn ich sie nur in der griechischen Taverne anwende. Qasi ein Zusatznutzen! Englisch als Betriebssprache bringt Vorteile! Natürlich ist unsere Unternehmensgruppe nicht die erste, der das Thema „Englisch als Betriebssprache“ einfällt. Diverse internationale Bahnorganisationen, einige Infrastrukturbetreiber und die Bahnindustrie beschäftigen sich schon länger mit dem Thema. Allerdings, Digitalisierung und KI sei Dank, vertraut man nicht auf das menschliche Knowhow, sondern sucht technische Lösungen. Ein Translator soll auf jede Lok und in jede Fahrdienstleitung. Egal mit welcher Muttersprache ich hineinspreche, mein Gegenüber hört die Konversation in seiner Sprache. Die Low-Cost-Variante wäre etwas mit Schrifteingabe statt Sprache. Diese Lösungen sind sicher machbar und wahrscheinlich bereits im Test-Stadium. Aber was bedeutet dies für die Bahn- und Infrastrukturbetreiber? Kosten, die weit über dem erzielten Nutzen liegen! Jetzt kostet eine international einsetzbare Lokomotive rund 5 Millionen Euro. Kolportierte Mehrkosten von bis zu 500.000 Euro je Lok (!) werden schon genannt. Der Aufwand ist sicher gerechtfertigt: Entwicklung, Zulassung und Installation für nur einige 1000 Loks in Europa sind eben aufzurechnen. Ausrüsten muss man jede Lokomotive im internationalen Bahnbetrieb, auch wenn diese heute nur zwischen Deutschland und der Schweiz verkehrt, denn wer sagt, dass sie nicht nächsten Monat über die holländische Grenze fährt? Nur Wortschatz von 800 bis 1000 Wörtern nötigt Trotzdem wird es keine 100prozentige Garantie auf die Funktion geben: Netzausfälle, Fehlfunktionen, beschädigte Ein-/Ausgabegeräte etc. können vorkommen. Studien haben jedoch ergeben, dass ein/e Lokführer:in nur einen „bahnspezifischen“ Wortschatz von rund 800 bis 1000 Wörtern benötigt, um alle möglichen Prozeduren, darunter fallen auch technische Probleme, besprechen oder beschreiben zu können. Ist es nicht sinnvoller, das Personal über die Sprachkenntnisse aufzuwerten? Man könnte den Grenzverkehr in einem definierten Radius mit festgelegten Routinen in Englisch als Betriebssprache abwickeln! Kein/e Lokführer:in aus Bulgarien wird deswegen den deutschen oder italienischen Kolleg:innen den Job streitig machen. Wir sprechen nach wie vor von den Grenzregionen. Selbst wenn es einmal Komplikationen gibt und der/die Fahrdienstleiter:in spricht über Funk ein „all trains stop!“ aus. Dann ist es egal, welche meine Muttersprache ist, bei „all trains stop!“ drücke ich als Lokführer den roten Knopf und bleibe erstmal stehen. Großer Vorteil gegenüber der Luftfahrt ist ja, dass wir mit allen Rädern am Boden stehen. Das sollten wir auch mit unserem Hausverstand tun. Text: COO CEO Ing. Mag. Andreas Mandl Fotos: LTE-group Grafik: LTE-group
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