Drehscheibe Nr. 105 März 2024

8 | Ausgabe 105 - März 2024 INTERVIEW | Geschäftsführerin Dr. Barbara Kleinert Drehscheibe: Frau Geschäftsführerin Kleinert, haben Sie sich schon in der neuen Spitzenführungsfunktion eingelebt? Wie ist der erste Eindruck von der GKB und den Mitarbeiter:innen? GFin Kleinert: Ich wurde überall sehr offen und herzlich willkommen geheißen. Die ersten Wochen waren sogleich von richtungsweisenden Projekten und Entscheidungen geprägt, sodass ich einerseits keine klassische Schonfrist hatte, andererseits aber auch die große Leidenschaft der Kolleg:innen für „ihre GKB“ erfahren durfte. Außerdem begeistert mich die hohe fachliche Kompetenz. Bewegend war natürlich der Abschied von Fokussierung bringt „Gelegenheit, sich zu fragen, wofür die GKB stehen will.“ In dieser Ausgabe des Magazins Drehscheibe interviewen wir Dr. Barbara Kleinert. Die neue Geschäftsführerin der GKB erzählt uns, warum sie für den öffentlichen Verkehr brennt, was die Elektrifizierung bringt und welche neuen Zukunftsperspektiven die Geschäftsführung entwickelt. Franz Weintögl, der in 25 Jahren die GKB vom Mauerblümchen zur größten Privatbahn mit einem vielfältigen, überregionalen und internationalen Leistungsspektrum gemacht hat. Die Fußstapfen sind groß und ein enormer Ansporn. Drehscheibe: Sie sind als konsequente Managerin im Verkehrsbereich und als überzeugte Öffi-Nutzerin bekannt, selbst für Fernreisen nehmen Sie den Nachtzug: Warum „brennen“ Sie, auch persönlich, so für den öffentlichen Verkehr? GFin Kleinert: Ich bin ein sehr politischer Mensch. Die großen Fragen von gesellschaftlicher Teilhabe als Fundament einer demokratischen Gesellschaft und die Bewahrung der Umwelt als Lebensgrundlage begleiten mich seit Jugendtagen, auch im persönlichen Alltag. Ein gutes öffentliches Verkehrsangebot gibt auf beide Fragen stimmige Antworten. Sehr gut werden diese, wenn das Angebot so einladend ist, dass es viele Menschen tatsächlich immer wieder und immer häufiger als beste Wahl für ihre Mobilität ansehen und die Antriebstechnologie der Fahrzeuge mit minimalen CO2-Emissionen verbunden ist. Drehscheibe: Welche Chancen ergeben sich durch die Elektrifizierung der Regionalbahnstrecken und die Inbetriebnahme der Koralmbahn für den Zentralraum Graz und die Weststeiermark? GFin Kleinert: Der Bau der Koralmbahn und die Elektrifizierung der Strecken Graz – Wies-Eisbiswald sowie Graz – Köflach bedeutet für die Region einen Quantensprung in der Verkehrsentwicklung. Nicht nur bekommt die Weststeiermark einen Fernbahnhof, sondern es wird auch möglich, das S-Bahnangebot spürbar auszuweiten, Takte zu verdichten, mehr Züge auf die Strecke zu bringen. Zugleich wird die Anbindung an die neuen und modernisierten Haltestellen und die Vernetzung mit angepassten Regiobus-Verkehren und ergänzenden Mikro-ÖV-Angeboten für die sogenannte letzte Meile in abgestimmter Form weiter ausgebaut. Im nach wie vor stark wachsenden Grazer Süden wird die Strecke mit neuen Haltestellen und zeitgemäßer Bahnhofsinfrastruktur als Bahn-BusRad-Fußweg-Verknüpfungen zur echten Stadtbahn. Die Streckenmodernisierung bringt mehr Verkehrssicherheit, weniger Stehzeiten an Eisenbahnkreuzungen und eine bessere Verkehrslenkung im Stadtgebiet. All das, wofür die GKB als Verkehrsunternehmen steht, wird also eine bedeutende Weiterentwicklung erfahren. Drehscheibe: Durch die Trennung von Infrastruktur und Absatzbereich wird die GKB, voraussichtlich zur Mitte des Jahres, zum reinen Eisenbahn- und Busverkehrsunternehmen. Können Sie die daraus resultierenden Aufgaben für die Geschäftsführung skizzieren? GFin Kleinert: Die GKB stand bereits in der Vergangenheit immer wieder vor der Herausforderung sich neu erfinden zu dürfen. Die Fokussierung auf Mobilitätsdienstleistungen bringt die Gelegenheit, sich zu fragen, wofür die GKB stehen will. Bis zur Jahresmitte werden wir stark mit der Umsetzung der Infrastrukturabspaltung befasst sein. Aber danach wollen wir mit der Belegschaft gleich in einen intensiven Prozess gehen, um zu einem neuen Selbstverständnis und zu einer darauf abgestimmten Struktur zu gelangen. Drehscheibe: Kann man schon sagen, wie die Neuausrichtung und die Neustrukturierung der GKB im Detail aussehen wird? GFin Kleinert: Ein Unternehmen ist da

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