Drehscheibe Nr. 102 Juni 2023

26 | Ausgabe 102 - Juni 2023 REISEBERICHT | Von Budweis nach Linz Kunstbauten der Pferdeeisenbahn: Bahndamm mit der großen Kronbachbrücke lauf führten. So verhinderten Landwirte, die als Fuhrleute einen Nebenverdienst hatten, den optimalen Streckenverlauf. Auch Zulieferer wehrten sich gegen die neue Eisenbahn. Die Abgabe der Baulose an Subunternehmer funktionierte nur fallweise. Auch mussten die Aktionäre der Bahngesellschaft, aufgrund so gestiegener Kosten, mehrmals Kapital nachschießen. Anfangs erfolgte der Betrieb zudem oft mit nicht ortsansässigen Mitarbeitern. Trotz dieser anfänglichen Schwierigkeiten, wurde aber bereits 1836 der 67,93 Kilometer lange Anschlussabschnitt von Linz nach Gmunden fertiggestellt. Die Kosten für den Transport auf einem Fuhrwerk konnten nämlich mit dem Zug nicht mithalten. Die Fertigstellung der Strecke nach Gmunden beendete dann den Salztransport durch Fuhrwerke. Im Jahr 1868 erfolgte schließlich die Umstellung auf Dampfbetrieb, wodurch die Spurweite auf 1435 mm geändert werden musste. Zahlreiche Bauwerke wurden wegen zu enger Kurvenradien, zu großer Steigungen oder des Unterbaus aufgegeben. So verläuft die Bahnlinie heute nur mehr auf tschechischer Seite noch auf der alten Strecke. Die Reise auf den Spuren der historischen Pferdeeisenbahn war aber trotzdem ein echtes Erlebnis und kann Interessierten nur empfohlen werden. Text & Fotos: Alois Wallner (red. bearb.) der Strecke. Einzelne dieser Bahnwärterhäuschen sind noch zu sehen. In Oberösterreich verläuft ein Wanderweg mit Informationstafeln teils parallel oder auf den Spuren des abgetragenen Gleiskörpers. Nicht nur in Kerschbaum im Mühlviertel, sondern auch in Budweis und in Angern / Bujanov in Südböhmen, gibt es ein sehenswertes, kleines Museum in den ehemaligen Bahnwärterhäusern. Betriebsmittel und Personal Das Verhältnis von Güter- zu Personenwagen war 10:1. Für den Bau und die Wartung der Strecke wurden Wagen mit Kippvorrichtung verwendet. Schüttgut, Salzfässer oder Baumstämme wurden offen befördert oder mit einer Plane abgedeckt. Leider gibt es nur mehr Skizzen von Güterwagen mit einer Ladung von 40 Salzfässern. Zu Beginn waren nur planengedeckte und offene Personenwagen im Umlauf. Die Wagentypen entstammen dem Kutschenbau und waren teilweise mit Blattfedern ausgestattet. Es gibt nur mehr einen gedeckten Wagen, Modell „Hannibal“ im Technischen Museum in Wien. In Kerschbaum läuft im Sommer ein Nachbau im Fahrbetrieb für Touristinnen und Touristen. Zu Beginn war nur technisches und kaufmännisches Personal für die Planung, Vermessung, Aufsicht und Ausschreibungen notwendig. Die Bauarbeiten wurden an Subunternehmer vergeben. Für den Betrieb waren später Gleisarbeiter, Bahnwärter und Ingenieure erforderlich. Schmiede, Wagner, Zimmerleute und Sattler, aber auch Stallmeister und –knechte unterstützen die Kutscher. Der Tagesablauf war durch den Fahrplan und die Vorschriften geregelt. Wirtschaftlichkeit und Dampfbetrieb Bereits beim Bau ergaben sich Probleme, die zu einem ungünstigen StreckenverEin Pferd konnte bis zu fünf solcher Güterwaggons der Pferdeeisenbahn ziehen

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