Drehscheibe Nr. 101 März 2023

26 | Ausgabe 101 - März 2023 REISEBERICHT | Thailand und Malaysia mit Johor Bahru, der Grenzstadt zu Singapur. Die Zugreise führt zuerst durchs Flachland entlang einiger Reisfelder, mächtige Brücken überspannen braune Flüsse. Der Zug hält alle paar Minuten an einer Siedlung oder einem größeren Bahnhof. Eilig dürfen es Reisende nicht haben, 50 km/ werden nur selten überschritten. Draußen klatschen immer wieder Bananenstauden gegen die Fenster. Farne fächeln sanft über die Außenwand des Waggons und manchmal zischen die Blätter eines Buschs für Bruchteile einer Sekunde bei der offenen Türe in den Wagen. An manchen Stellen scheint die Bahnstrecke einen ständigen Kampf gegen die Natur zu führen. Die Schneise fürs Schienenband ist nur wenige Meter breit. Würde hier längere Zeit kein Zug fahren wäre von der Strecke bald nichts mehr zu sehen, zu üppig ist die Vegetation. Im Bahnhof Dabong hält der Zug direkt neben einem Markt. Viele Fahrgäste springen aus dem Zug und gustieren durch lokale Spezialitäten, Fastfood und die Kleidungsstände. Die Händler:innen sind auf die Reisenden eingestellt und packen Snacks auf Spießen und Reisgerichte zum Mitnehmen ein. Dann ändert sich die Landschaft und die Dschungeleisenbahn durchfährt hoch aufragenden Kalkfelsen mit ihren bewaldeten Gipfeln. Die Kalkfelsen sind gesäumt von dichten Wäldern. Dazwischen befinden sich kleine Dörfer, die bis vor einiger Zeit nicht oder nur schwer über Straßen zugänglich waren. Kaum vorstellbar, dass die Eisenbahn die einzige Verbindung zur Außenwelt war. Kurz vor Kuala Lipis wird es immer flacher. Bananenstauden wechseln sich mit üppigem Grün ab, bis die ersten Ölpalmen zu sehen sind. “Schön” denken Reisende im ersten Moment beim Anblick der Palmen, doch der Schein trügt. Malaysia ist nach Indonesien der zweitgrößte Produzent von Palmöl und Palmkernöl. Riesige Plantagen sind entlang der Bahnstrecke angelegt, dafür musste der Dschungel abgeholzt werden. Die Monokulturen bringen kurzfristigen, hohen Ertrag. Langfristig führen sie aber zu großen ökologischen Problemen. Ab Kuala Lipis fährt der Zug bei Dunkelheit, die Landschaft bleibt Reisenden verborgen. Ab hier ist die Bahnreise nur im Nachtzug möglich. Im Morgengrauen fährt der Zug schon auf der Hauptstrecke Richtung Singapur. Bald sind die Millionenstädte zu sehen und der ratternde Expresszug taucht in eine andere Welt ein. Die hektischen Großstädte sind ein extremer Kontrast zu den grünen Farbschattierungen des Dschungels. Inspirationen, Videos und Tipps für Zugreisen in Südostasien finden Interessierte auf: www.andersreisen.net Text & Fotos: Gerhard Liebenberger Unterwegs mit dem Dschungel-Express ... ... oder im hochmodernen Schnellzug an der malayschen Westküste Marktszene am Bahnsteig in Malaysia - Proviant für die Fahrgäste

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